buchspektrum Internet-Buchhandlung

Neuerscheinungen 2017

Stand: 2020-02-01
Schnellsuche
ISBN/Stichwort/Autor
Herderstraße 10
10625 Berlin
Tel.: 030 315 714 16
Fax 030 315 714 14
info@buchspektrum.de

Tamera Alexander, Silvia Lutz (Beteiligte)

Wer zu träumen wagt


Übersetzung: Lutz, Silvia
2017. 378 S. 21 cm
Verlag/Jahr: FRANCKE-BUCHHANDLUNG 2017
ISBN: 3-86827-626-2 (3868276262)
Neue ISBN: 978-3-86827-626-8 (9783868276268)

Preis und Lieferzeit: Bitte klicken


Timber Ridge 1877: Nach dem Tod ihres Mannes kämpft Rachel Boyd nicht nur mit ihrem Vertrauen zu Gott, sondern auch darum, die Rinderfarm aus eigener Kraft weiterzuführen - für ihre beiden Söhne. Doch als in Timber Ridge der neue Arzt Dr. Rand Brookston mit revolutionären medizinischen Methoden von sich reden macht, wird Rachel mit den Wünschen ihres Herzens konfrontiert. Denn eigentlich träumt sie von etwas ganz anderem als Ställe auszumisten und Rinder auf die Weide zu treiben ...
Die spannende Geschichte einer starken Frau mit Charakter und besonderen Gaben.
Kapitel 1
Timber Ridge, Colorado, Rocky Mountains
12. April 1877

Rachel Boyd stand regungslos im Mittelgang des Gemischtwarenladens und wusste, dass sie eigentlich nicht lauschen sollte. Aber ihr blieb keine andere Wahl. Da sie fürchtete, dass Ben und Lyda Mullins sie hörten, falls sie versuchte, eilig zu verschwinden, blieb sie mit dem Melasseglas in der Hand stehen, konnte sich aber trotzdem ein Kichern nicht verkneifen. Sie war die einzige Kundin im Laden und war dankbar, dass im Moment ein wenig Ruhe herrschte, bevor das Nachmittagsgeschäft einsetzte. Das Liebesgeflüster hinter dem Vorhang amüsierte, überraschte sie aber auch ein wenig.
Ein leises Kichern. "Ben Mullins, was ist in dich gefahren? Es könnte jeden Augenblick jemand kommen."
Ein tiefes Lachen. "Wer soll schon ins Lager kommen? Ich will doch nur einen kleinen Kuss. Komm zu mir, Frau, und lass mich ..."
Rachel konnte das leise Murmeln, das folgte, nicht verstehen. Das brauchte sie auch nicht. Ihre Fantasie füllte die Lücke perfekt aus. Ungebeten übersprang ihr Gedächtnis die letzten zwei Jahre und Gefühle, die sie seit Thomas´ Tod tief vergraben, wenn auch nie vergessen hatte, erwachten langsam zu neuem Leben.
Mit ihnen kamen bittersüße Erinnerungen an die Zärtlichkeit, mit der sie von ihrem Mann geliebt worden war. Eine Sehnsucht, die lange geschlummert hatte, begann, sich in ihr zu regen. Doch sie wollte diese Sehnsucht nicht. Sie würde - und könnte - nie einen anderen Mann so lieben, wie sie Thomas geliebt hatte.
Nach seinem Tod hatte es Augenblicke gegeben, in denen sie nicht wusste, wie sie überleben sollte. Sie hatte sehr lange gebraucht, um ihren Weg aus diesem Nebel heraus zu finden, aus diesem tiefen, dunklen Ort, obwohl sie doch weiterleben musste - wenn vielleicht auch nur für ihre Jungen. Im Laufe der Zeit und mit der unablässigen Ermutigung durch ihre Familie und Freunde hatte sie schließlich wieder ins Sonnenlicht zurückgefunden.
Aber jemanden so vollständig zu lieben, sich einem Mann so bedingungslos hinzugeben, gab ihm die Macht, sie tiefer zu verletzen, als es sonst jemand konnte, selbst wenn das nicht seine Absicht war.
Und sie wollte nie wieder so verletzt werden. Nie wieder!
Mehr als einmal hatte man ihr nahegelegt, wieder zu heiraten, wenn auch vielleicht nur um der Jungen willen. Aber genauso wie sie ihr Herz kein zweites Mal verschenken wollte, würde sie nicht das Risiko eingehen, dass ihre Söhne einen solchen Schmerz wie den Tod ihres Vaters noch einmal erleiden müssten. Außerdem kamen sie, Mitchell und Kurt zu dritt gut zurecht.
Ihr angeschlagenes Selbstvertrauen erhielt einen unsanften Seitenhieb. Sie fuhr mit dem Finger über das Melasseglas in ihrer Hand. Gut war vielleicht nicht unbedingt die richtige Beschreibung, aber sie kamen so gut zurecht, wie es unter den gegebenen Umständen möglich war. Sie strich mit der Hand über ihren Rock und schluckte die Welle von Gefühlen, die sie überrollen wollte, hinunter. Mühsam konzentrierte sie ihre Gedanken auf andere Dinge.
Die Schule war in einer Stunde aus und sie hatte vor, mit der Lehrerin über Kurt zu sprechen. Sie hatte keinen Termin und es war auch nicht ihr erstes Gespräch mit Miss Stafford wegen ihres jüngeren Sohnes. Sie wollte nur sicherstellen, dass alles gut lief und dass Kurt nicht schon wieder etwas angestellt hatte ... so wie vor zwei Wochen, als er beim Toilettenhäuschen der Schule an einem Streich beteiligt gewesen war. Er war zwar nicht der Einzige gewesen, aber sie hatte den Verdacht, dass er die ganze Sache angezettelt hatte. Sie wand sich innerlich, als sie daran dachte, und versuchte, sich in Miss Staffords Lage zu versetzen. Judith Stafford war jung und unerfahren und brachte, soweit Rachel es beurteilen konnte, viel Geduld für Kurt auf. Der Vorfall musste für sie sehr peinlich gewesen sein. Kurt hatte eine schriftliche Entschuldigung verfasst und auch sie hatte Judith Stafford einen Brief geschrieben, in dem sie ihr