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Isolde Lehnert

Zur Kur an den Nil


Die Ägyptenreise von Max und Otto Meyerhof im Winter 1900/01
2018. 280 S. 116 SW-Abb., 147 Farbabb. 27 cm
Verlag/Jahr: REICHERT 2018
ISBN: 3-9549013-6-6 (3954901366)
Neue ISBN: 978-3-9549013-6-4 (9783954901364)

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Im Winter 1900/01 brechen Max (1874-1945) und Otto Meyerhof (1884-1951) zu ihrer ersten Ägyptenreise auf, die sie "Zur Kur an den Nil" führt. Auf ihrem Weg - von Alexandria nach Kairo und zum damals renommierten Kurort Heluan, dann weiter über Luxor nach Assuan - tauchen sie tief ein in die Exotik des Orients und sammeln Eindrücke der verschiedensten Art. Überaus amüsant beschreibt das Tagebuch, wie sie Land und Leute kennenlernen, Freundschaften schließen, pharaonische und andere Denkmäler bestaunen und bereichert in die Heimat zurückkehren.
"Zur Kur an den Nil" ist die kommentierte Edition eines Reisetagebuchs vom Winter 1900/01 aus den Archivbeständen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo. Es stammt von dem deutsch-jüdischen Augenarzt und Orientalisten Max Meyerhof (1874-1945), der mit seinem jüngeren Verwandten Otto Meyerhof (1884-1951), dem späteren Nobelpreisträger für Medizin, aus gesundheitlichen Gründen für fünf Monate nach Ägypten reiste. Nach einem sechswöchigen Aufenthalt im damals renommierten Kur- und Badeort Heluan bei Kairo ging es über Luxor weiter nach Assuan. Neben den medizinischen Anwendungen blieb ausreichend Zeit, um neugierig in dieses fremdartige, so exotisch wirkende orientalische Umfeld einzutauchen. Das Tagebuch beschreibt das Gesehene und Erlebte in einem äußerst lebendigen und unterhaltsamen Stil, entspricht jedoch dem eurozentrischen Duktus jener Epoche, einer ambivalenten Mischung aus Faszination und (ab)wertender Distanz. Verglichen mit Zitaten aus zeitgenössischer Reiseliteratur, deren Ton von überheblich und geringschätzig bis hin zu deutlich rassistisch eingefärbten Äußerungen reicht, können Meyerhofs Bemerkungen eher als gemäßigt eingestuft werden. Sicher auch, weil ihm als Augenarzt die Zusammenhänge zwischen dem allgegenwärtigen Schmutz und den zahlreichen Augenleiden bewusst waren, die Ägypten für Jahrhunderte den Beinamen "Land der Blinden" eintrugen. Er knüpft Kontakte zur einheimischen Ärzteschaft und wird sein weiteres Leben der Linderung dieser Plage widmen. Die diversen Reisebekanntschaften umfassen prominente Personen wie beispielsweise Karl Neufeld (1856-1918), der als Gefangener des Mahdi Schlagzeilen machte, oder Mohareb Todrous (ca. 1847-1937), den deutschen Konsularagenten und Antiquitätenhändler in Luxor. Durch seinen Vetter Wilhelm Spiegelberg (1870-1930) bringt Meyerhof nicht nur archäologisches Grundwissen mit, er kennt auch den Altmeister der Afrikanistik Georg Schweinfurth (1836-1925), der unter anderem das Wüstengebiet um Heluan kartographiert hat. Sie werden in eigenen Recherchekapiteln näher beleuchtet, ebenso wie der in Kairo ansässige Hoffotograf Paul Dittrich (1868-nach 1934), der deutsche Bierwirt August Gorff (1835-um 1902) und die beiden Stangenschen Reisebüros in Berlin, die als starke Konkurrenten von Thomas Cook das Land am Nil touristisch erschlossen. Bewusst populär-wissenschaftlich geschrieben verfolgt der reich illustrierte Band gleich zwei Ziele: altes Material aus vergangener Zeit mit "Infotainment" zu neuem Leben zu erwecken und dabei zu zeigen, wie Ereignisse und Menschen - heute wie damals - miteinander verwoben sind. Umfangreiche Literatur- und Archivangaben sowie zwei Indices ermöglichen weitere Recherchen.
In the winter of 1900/01 Max (1874-1945) and Otto Meyerhof (1884-1951) set off on their first journey to Egypt: "Zur Kur an den Nil". While traveling - from Alexandria to Cairo, and the renowned spa Helwan, and further on south to Luxor and Aswan - they immerse deeply into the exotic orient. The diary describes in an entertaining way, how they get to know the country and its people, make friends, marvel at the pharaonic and other monuments, and finally return home enriched by manifold impressions.