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Neuerscheinungen 2012

Stand: 2020-01-07
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Bruno Pillitteri

Eiskalt


Mit dem Motorrad in die Eiswüsten
2., überarb. Aufl. 2012. 300 S. 55. 130x180 mm
Verlag/Jahr: KASTANIENHOF 2012
ISBN: 3-941760-17-3 (3941760173)
Neue ISBN: 978-3-941760-17-2 (9783941760172)

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Winterzeit ... Motorrad einmotten, Garage aufräumen. Öde Arbeit, oder?
Nicht bei Bruno! Der kleine Garagenhof entwickelt sich zum Szenetreff. Es wird geschraubt und geklönt über die gemeinsamen Winterabenteuer auf spiegelglatten Landstraßen, über die Begegnungen am Straßenrand, vereisten Augenbrauen, Kuriositäten, fremde Länder ...
So nimmt Bruno den Leser mit auf die ungewöhnlichen Reisen in den
Winter - ob Rumänien, Russland oder hoch in den Norden.
Mit einer guten Mischung aus Selbstironie und dem Blick für die
ungewöhnlichen Dinge hat Bruno Pillitteri die großen und kleinen Trails bei Eis, Schnee und Kälte in Worte gefasst.
Es klopft. Ich öffne das knarrende Garagentor, und vor uns steht ein kleiner Mann im dicken schwarzen Thermokombi. Rote Nase, Sturmhaube und ein breites Grinsen - Rainer ist angekommen. Na, willste n Kaffee? , frage ich ihn. Komma rein, hier is schön warm.
Er zieht die dicken Motorradsachen aus und begutachtet unsere Reparaturen.

Rainer ist einer meiner besten Freunde. Er ist Rainerpedia , das wandelnde Motorradlexikon. Er kennt vermutlich alle Motorradmodelle, die seit dem ersten Reitwagen der Herren Daimler und Maybach, entwickelt worden sind. Keine Details, Stärken oder Schwächen einer Motorradkreation sind ihm entgangen. Und er kennt auch alle Fehler, die meine Motorräder jemals hatten - obwohl ich die Tiefschläge schon lange aus meinem Hirn verbannt hatte. Er ist ein Original. Ein Beispiel:
In Motorradzeitungen werden oft spärlich bekleidete Frauen direkt neben dem Luxus-Motorrad präsentiert. Wir würden dann sagen: Wow, was für eine Schönheit!
Rainer würde sagen: Wow, habt ihr die geschwungene Auspuffanlage, die verchromten Ventildeckelschrauben und den Superbikelenker der Honda gesehen? Hä welche Frau?
Schlendert man mit Rainer über einen Teilemarkt oder ein Motorradtreffen, so sollte man sehr viel Zeit mitbringen. Aus seiner Kontaktfreude und Detailverliebtheit hat sich schon so manche Bekanntschaft ergeben. Meist spielt es sich dann so ab:
Freudig springt Rainer über das Treffen: Aach, guck mal, eine BMW R65 mit EML Beiwagen. Mann, das ist ja Baujahr
Ich: Toll!
Rainer, ganz ernst: So eine hatte der Freund meines Nachbarn, dessen Sohn aus zweiter Ehe
Ich, nachdenklich: Mmmh.
Rainer, philosophierend: Die hat mindestens fünfzig PS, und die gab es in den Farben schwarz, rot, silbern. Außerdem hatte dieses Modell Getriebeprobleme, die Ausgangswellenlager laufen ein, die Schwimmernadeln verschleißen und das Getriebe kann man bei Israel überholen lassen.
Ich: Jooh, aber Rainer, lass uns jetzt weitergehen.
Rainer, ganz vertieft: Mann, und die Felgen ob die wohl original sind?
Ich: Komm jetzt!
Rainer, suchend: Und der Auspuff, nanu, was ist das für ein Wärmetauscher?
Ich, genervt: Eine selbst gebaute Beiwagenheizung.
Rainer, ganz glücklich: Mann, geniale Lösung. Guck mal, die funktioniert so
Nach einer weiteren halben Stunde Ich, ziemlich erledigt: Raaainer, lass uns weitergehen. Das Treffen ist groß, und es wird langsam dunkel.
Rainer, detailverliebt: Aber guck mal, die Schraube - wofür ist die denn?
Mittlerweile kommt der stolze Motorradbesitzer.
Rainer, sehr freundlich: Ich habe auch eine BMW, eine R1100 R.
Der Besitzer (einer dieser Menschensorte, die ausschließlich den Monolog suchen): Schön, aber meine BMW ist etwas ganz Besonderes, und schließlich war ich damit schon in Bielefeld und am Nürburgring. Eine hammerharte Nonstop-Tour.
Ich verdrehe die Augen und kapituliere.
Rainer, ganz fasziniert: Wofür ist die Schraube?
Halt! Stopp! Fehler, falsche Frage! Denn nun holt der nervige Gespannbesitzer aus. Er wickelt sein Opfer ein, er umkreist es, und langsam aber sicher schnappt die rhetorische Falle zu. Er holt weitläufig aus und überschwemmt Rainer mit langweiligen Anekdoten aus seiner eintönigen Beziehung mit dem öligen Gespann. Seine monotonen Schraubengeschichten treiben mich in den Wahnsinn. Ich bin unruhig, stütze mich am Beiwagen ab, umkreise das Gespann, schaue in die Ferne. Tänzle von einem Bein aufs andere. Ich kann nicht mehr, ich muss weiter. Die Stimme mit piepsigen Wortlauten bohrt sich in mein Hirn, und die Motorrad-Erzählungen versuchen, meine Hirnzellen abzutöten. Rainer hört weiterhin zu, er muss hypnotisiert worden sein, oder er ist mittlerweile im Stand gestorben.
Unbeachtet von den beiden schleiche ich mich Schritt für Schritt aus dem Bannkreis seines Redeschwalls. Rainer merkt es nicht, sein Anstand verbietet ihm jegliche Logik. Er hört zu, nimmt wie benommen die Informationen auf. Das Schlimmste - er verarbeitet auch noch diese langw