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Neuerscheinungen 2013

Stand: 2020-01-07
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Thomas Gast

Wie Wölfe aus den Bergen


Folgeroman zu Nächte des Jägers
2013. 276 S. m. 1 Abb. 210 mm
Verlag/Jahr: EPEE EDITION 2013
ISBN: 3-943288-15-3 (3943288153)
Neue ISBN: 978-3-943288-15-5 (9783943288155)

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"Die Luft flirrte in der Gluthitze. Sie stieg empor, vermischte sich mit feinem Sand, erhob sich höher und verschwand. Wie damals schon, vor Tausenden von Jahren. Sie verschwand, ließ der Abendkühle Platz und nahm die Erinnerung mit sich. Wüste. Menschenblut auf heißem Stein. Eine weiße Stadt, warmer Wind aus dem Landesinneren, fünf Afrikaner, kaum dem Kindesalter entwachsen. Man hatte sie kastriert und bis zu den Hüften in den glühend heißen, schwarzen Sand der Vulkanerde nahe am Meer eingegraben. Nur drei überlebten diese schreckliche Prozedur. Sie waren froh, würden aber bald schon bereuen, mit dem Leben davongekommen zu sein. Aus einer primitiven Schmiede heraus drangen unterdrückte Schmerzensschreie. Nackte, schwarze und weiße im Mondlicht schimmernde Mädchenleiber drängten sich um ihre Aufseher. Man schlug und brandmarkte sie wie Vieh, legte ihnen Ketten an, führte sie hinunter an den Kai, wo sie auf die dort bereits wartenden Schiffe verfrachtet wurden."
Mit diesen Worten beginnt die Geschichte von Kathy und Cal.
Von Sklavenjägern mitten aus dem Leben ihrer heimatlichen Farm Falkenhorst in Schwarzafrika gerissen, werden die beiden Geschwister auf die arabische Halbinsel verschleppt und dort getrennt. Während die nicht einmal fünfzehnjährige Kathy in Saudi Arabien verkauft und schließlich mit einem Mann zwangsverheiratet wird, der vom Alter her ihr Vater hätte sein können, erwartet Cal ein blutiger Krieg in der Bergwüste Nordjemens. Michael Hellenbroich, ein junger Unteroffizier einer Spezialeinheit, wird auf die Fährte der Entführer angesetzt. Sein Auftrag: Kathy und Cal lebend zurück in ihre Heimat zu bringen.
[...] Berthelsen, der Chef der Équipe CRAP in Buffalo One, war ein kleiner, bulliger Däne. Er war bei der Gründung seiner Spezialeinheit dabei gewesen und hatte bereits ein gutes Dutzend Einsätze wie diesen hinter sich. Immer war alles gut gegangen, dieses Mal jedoch hatte er Krämpfe im Magen. Nachdem er ein letztes Mal mit dem Piloten zusammen die Koordinaten überprüft hatte, nahm er den Kopfhörer kurz ab und wandte sich mit nach oben gestreckten Daumen an sein zehnköpfiges Team.
"Fertig machen!"
Die Männer luden ihre Waffen durch und überprüften ein letztes Mal ihre Ausrüstung. Jeder Handgriff saß, jede Geste war tausend Mal geprobt, sogar die Gedanken schienen wie synchronisiert. Berthelsen sah nach außen: Alles war stockdunkel. Nur ein winziger, flackernder Lichtfleck hüpfte unwirklich unter ihnen auf und ab.
Normalerweise gestatteten es ihnen die Piloten nicht, die Waffen bereits in der Maschine durchzuladen, doch er hatte darauf bestanden, denn normalerweise flog man auch nicht in den Jemen, um einen so delikaten Auftrag auszuführen. Sein Team war mit den neuesten Nachtsichtgeräten ausgestattet, jeder von seinen Männern hatte eine doppelte Bewaffnung, deutsche MP 5 gepaart mit einer israelischen Desert Eagle Pistole, und zum ersten Mal setzten sie auch M16 Sturmgewehre ein. Im klein gehaltenen Sturmgepäck und in den weiten Außentaschen ihrer Camouflage-Westen befanden sich außerdem Hand- und Gewehrgranaten, Munition für die ersten vierundzwanzig Stunden, etwas Wasser, etwas Proviant. Auf weit tragende Kaliber hatten sie wohlweislich verzichtet, denn entweder würde die Aktion auf Anhieb gelingen oder sie kamen dort nicht mehr lebend weg.
"Eine Minute."
Die Stimme des Piloten klang trocken.
Berthelsen verfluchte seine innere Unruhe. Bisher hatte alles geklappt und es gab keinen Grund, sich Sorgen zu machen.
"Könnt ihr was sehen?", fragte er.
Die Stelle, an der Buffalo One landen würde, war sauber. Sauber damit meinte er, dass es im Umkreis von einigen Kilometern niemanden gab, der sie als Target, als Ziel, ansehen würde. Die Restlichtverstärker, die er sowie auch die Piloten trugen, machten die Nacht zum Tag. Jede noch so kleine Lichtquelle wäre sofort aufgefallen. Auch das Feuer passte, und die Uhrzeit.
"Wir gehen runter!", rief der Pilot ins Mikro.
Jeder Pilot, der mit Ansage zum Landeanflug ansetzte, war sich seiner Sache sicher.
Als die beiden Türen des Hubschraubers sich öffneten, dachte Berthelsen kurz an Annalena, seine Freundin: blond, blaue Augen, Stupsnase und Sommersprossen. Und frech wie Rotz, flüsterte er im Dunkeln lächelnd.
Er sah nach hinten, konnte Buffalo Two in der Dunkelheit mehr ahnen als sehen. Der Hubschrauber mit der zweiten Equipe folgte ihnen wie ein ständiger Schatten in etwa hundert Metern Abstand, nur die winzigen, grün-roten Positionsleuchten waren mit etwas Fantasie auszumachen.
"Zehn Sekunden."
Berthelsen atmete tief ein. [...]