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Stand: 2020-02-01
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Henning Laux

Soziologie im Zeitalter der Komposition


Koordinaten einer relational-dynamischen Netzwerktheorie
2014. 335 S. 22 cm
Verlag/Jahr: VELBRÜCK 2014
ISBN: 3-942393-57-3 (3942393573)
Neue ISBN: 978-3-942393-57-7 (9783942393577)

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Netze sind überall, sie breiten sich aus wie ansteckende Viren. Sämtliche Stockwerke der spätmodernen Gesellschaft sind befallen. Alle anderen Beziehungsformen werden zersetzt. Besonders die Systeme sind betroffen. Und die Wissenschaft mischt kräftig mit. Sie multipliziert die Netzwerke und überflutet den Diskurs mit merkwürdiger Metaphorik. Netzwerkforschung boomt, gar keine Frage. Doch sie gerät ins Straucheln, es gibt ein Problem. Der Signifikant ist leer, seine Position ist vakant. Was Netzwerke sind, bleibt vollkommen offen. Jeder beschreibt sie auf seine Weise. Woher sie kommen, wird nicht untersucht. Die Transformation des Sozialen erweist sich als Rätsel. Die Gegenwart verdampft - und niemand weiß warum.
Der Aufstieg des Netzwerks zur Leitmetapher der Spätmoderne ist kein Zufall. Die semantische Revolution korrespondiert mit dramatischen Verwerfungen in der Gegenwartsgesellschaft. Die Mobilisierung der Bevölkerung führt zum Zerfall der Milieus, die teilsystemische Entkopplung wird dysfunktional, der Finanzmarktkapitalismus pulverisiert das fordistische Zeitregime, nationalstaatliche Grenzen verblassen, technische Artefakte verschmelzen mit den Alltagspraktiken und die domestizierte Natur kehrt in Form von schmelzenden Gletschern, tödlichen Flutwellen, hybriden Viren und vergifteten Atmosphären in die Gesellschaft zurück. Die Soziologie hat diese Entwicklungsdynamik übersehen, weil sie noch immer mit den Werkzeugen ihrer Gründerväter arbeitet. Der tradierte Begriffsapparat hat sie blind gemacht für die rasante Verwandlung der Welt. Die Soziologie braucht dringend ein Upgrade, sonst degeneriert sie zum Antiquariat.
Das Buch startet mit einer vergleichenden Lektüre von Akteur-Netzwerk-Theorie (Bruno Latour) und Social Network Analysis (Harrison White), um durch die Kollision der wichtigsten Netzwerkmodelle herauszufinden, was ein Netzwerk ist. Von hier aus wird eine integrative Netzwerktheorie gebraut, die den etablierten Paradigmen Konkurrenz machen soll. Beobachtungsleitende Dualismen (Kultur/Natur, Wahrheit/Konstruktion, Freiheit/Determination, Individuum/Gesellschaft) werden auf ihr Haltbarkeitsdatum geprüft und durch adäquatere Konzepte ersetzt. Ziel ist es, den Mehrwert der Netzwerkforschung präzise auszuweisen. Die Untersuchung schließt mit einer gesellschaftstheoretischen Abhandlung über die Gründe für den aktuellen Netzwerkboom. Netzwerke erweisen sich dabei als Strukturen in der Bauphase, als temporäre Übergangsstadien während der Genese des Sozialen im hereinbrechenden "Zeitalter der Komposition".
Einführung: Was ist ein Netzwerk?
I. Laboratorium Netzwerktheorie
1. Problemstellung: Die Spaltung der Netzwerkforschung
2. Lösungsweg: Über Chancen und Schwierigkeiten eines Theorievergleichs
3. Grundbegriff: Der Netzwerkbegriff bei Latour und White
4. Theorie des Sozialen: Wer oder was gehört zum Analysebereich?
5. Theorie der Moderne: Die Zurückweisung des Gesellschaftsbegriffs
6. Latour meets White - Bausteine einer integrativen Netzwerktheorie
7. Zwischenfazit I: Die Einheit der soziologischen Netzwerkforschung
II. Die sozialtheoretischen Koordinaten der Netzwerktheorie
1. Problemstellung: Jenseits der Eindeutigkeit - Für eine Soziologie der Unschärfen
2. Beobachter: Die Übersetzung der Wirklichkeit
3. Gegenstandsbereich: Gesellschaft ()
4. Triebkräfte: Zur Umprogrammierung der Handlungstheorie
5. Ordnung: Wie ensteht das Soziale? Mechanismen der Strukturbildung
6. Praxistest: Illegale Pflegepraktiken in Deutschland
7. Zwischenfazit II: Koordinaten der relational-dynamischen Netzwerktheorie
III. Die gesellschaftstheoretischen Koordinaten der Netzwerktheorie
1. Problemstellung: Vergemeinschaftung, Vergesellschaftung, Vernetzung?
2. Gemeinschaft als hegemoniale Form der Vormoderne
3. Gesellschaft als hegemoniale Form der Moderne
4. Netzwerk als hegemoniale Form der Spätmoderne
5. Zwischenfazit III - Über vormoderne, moderne und kommende Kollektive
IV. Baustellen und Potenziale
1. Problemstellung
2. Von der Spaltung zur Einheit? Schnittmengen zwischen ANT und PNT
3. Von der alten zur neuen Soziologie? Instrumente zur Inspektion von Black Boxes
4. Die Komposition einer neuen Zivilisation? Soziologie im Handgemenge des 21. Jahrhunderts