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G. Hungerland

Beratungskompetenz im Kontext der Bildungsberatung von Frauen: Prämissen, Anforderungen und Standards


Erstauflage. 2014. 68 S. 8 Abb. 220 mm
Verlag/Jahr: BACHELOR + MASTER PUBLISHING 2014
ISBN: 3-9582023-0-6 (3958202306)
Neue ISBN: 978-3-9582023-0-6 (9783958202306)

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Die arbeitsleitende Hypothese dieser Veröffentlichung ist, dass an die Bildungsberatung von Frauen spezifische Anforderungen gestellt werden sollten. Dies wird exemplarisch an den Kompetenzen der Beratenden und am Beratungssetting verifiziert. Die Autorin untersucht, welche qualitativen Merkmale erforderlich sind, damit frauenspezifische Bildungsberatung im Sinne der Adressatinnen und der Beratenden optimiert werden kann. Darauf aufbauend werden umsetzungsorientierte Qualitätsstandards formuliert, die sinnvoll sein könnten, um die Qualität der praktischen Beratung inhaltlich weiterzuentwickeln.
Methodisch wird zur Klärung der Leitfrage nach einigen notwendigen Begriffsbestimmungen eine Synopse einschlägiger Anforderungen an Beratungskompetenzen und Beratungssetting in der Bildungsberatung und näher der Bildungsberatung von Frauen erstellt, um daraus abschließend Handlungsempfehlungen zu deduzieren.
Textprobe:
Kapitel 2.4, Merkmale frauenspezifischer Beratung: Frauenberatung bewegt sich zwischen den Polen der mehr oder weniger traditionellen Beratungsvorstellungen mit frauenfreundlichem Charakter einerseits und explizit feministischen Einrichtungen andererseits (Sickendiek 2007b, S. 766).
Frauenspezifische Beratung ist demzufolge nicht zwingend feministisch. Allerdings wurde sie in jedem Fall entscheidend von der Frauenbewegung geprägt. In der Literatur zum Thema wird dementsprechend nicht immer trennscharf zwischen frauenspezifischer , feministischer und Frauenberatung unterschieden. Häufig tauchen die Begriffe auch synonym auf (vgl. Gephart 2003, S. 68f., Vogt 2007, S. 209ff., Scheffler 2010, S. 48f.). In der vorliegenden Arbeit wird sowohl unter Frauenberatung wie auch frauenspezifischer Beratung mit Sickendiek das Beraten von Frauen und ggf. Mädchen mit einem die Geschlechterverhältnisse reflektierenden Anspruch, zumeist in eigens ausgewiesenen Beratungsstellen (Sickendiek 2011, S. 137) verstanden, das heißt, die nachfolgenden Ausführungen nähern sich dem Begriff einerseits über die Zielgruppe, andererseits über den emanzipatorischen Anspruch der Beratung. Für die feministische Beratung wird in Abgrenzung hierzu auf Neumanns Bestimmung zurückgegriffen, die stärker auf die politische Dimension und Resultate der Frauenforschung abhebt. Darin ist m. E. ein wesentliches Unterscheidungsmoment gegeben. Neumann zufolge ist feministische Beratung eine Beratungsform, die auf der Analyse der gesellschaftlichen Machtverhältnisse basiert, von (unterschiedlicher individueller) Betroffenheit von Diskriminierung(-en unterschiedlicher Art) bei Mädchen und Frauen ausgeht und für das Beratungswissen alltagsorientierte Erkenntnisse und relevante Forschungsergebnisse vor allem aus der Frauen- und Geschlechterforschung sowie der psycho(traumato)logischen, erziehungswissenschaftlichen, soziologischen und rechtlichen Forschung einbezieht und kritisch reflektiert (Neumann 2012, S. 172).
Die Fragestellung, welche Ergebnisse feministischer Forschung, des akademischen Armes der Frauenbewegung (Sickendiek/ Engel/ Nestmann 2008, S. 76) in die Beratungsarbeit mit Frauen eingeflossen sind, wird in dieser Unterscheidung allerdings nicht mit reflektiert, da die einschlägige Literatur meiner Sichtung nach dazu keine weitere Differenzierung anbietet. Das heißt, im Fortgang wird davon ausgegangen, dass Ergebnisse der Frauenforschung feministische Beratung und frauenspezifische Beratung gleichermaßen beeinflusst haben. Im Folgenden werden einige zentrale Begriffe und Diskussionslinien nachgezeichnet, um zu einer näheren Bestimmung frauenspezifischer Beratungsarbeit zu gelangen. Hier sind vor allem der feministische Empirismus, sogenannte feministische Standpunktansätze und der Genderbegriff bzw. die Idee der (De)Konstruktion von Geschlecht näher zu betrachten (vgl. Sickendiek 2007b, S. 768):
Dem feministischen Empirismus geht es primär um die Integration der Frauenperspektive in die wissenschaftliche Arbeit. Er kritisiert vor allem die psychologische Ausdeutung originär gesellschaftlich bedingter frauenspezifischer Problemlagen und steht heute dem mainstream (Hervorhebung im Original, Anm. der Verf.) in Wissenschaft und Epistemologie am nächsten (Singer 2010, S. 295).
Demgegenüber ist die feministische Standpunkttheorie der meist diskutierte und kritisierte feministische erkenntnistheoretische Ansatz (vgl. ebd., S. 294) überhaupt. Sie vertritt die Auffassung, daß [sic] nicht nur Meinungen, sondern auch die besten Überzeugungen einer Kultur die als Wissen oder Erkenntnisse gelten gesellschaftlich verortet sind (Harding 1994, S. 135). Mit dem biologischen und sozialen Frau Sein sind demnach unterschiedliche Erfahrungen verbunden, die ihre Sicht auf die Welt strukturieren (vgl. Singer 2010, S. 295). Demzufolge entwickeln Frauen andere Erkenntnis- und Wissensformen als Männer, z. B. eine stärkere Orientierung auf ihre eigen