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Neuerscheinungen 2014

Stand: 2020-02-01
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Alexandra Donath

Der deutsche Politiker in der rhetorischen Misere: Grundzüge eines modernen Rednerideals


Erstauflage. 2014. 100 S. 220 mm
Verlag/Jahr: DIPLOMICA 2014
ISBN: 3-9585067-3-9 (3958506739)
Neue ISBN: 978-3-9585067-3-2 (9783958506732)

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In der Öffentlichkeit der Deutschen Bundesrepublik erwächst zu Zeiten wirtschaftlicher Krisen der Eindruck, deutsche Politiker suchen Glanz und Gloria statt politisch relevante Entscheidungen. Dieser Eindruck kann nicht für alle Politiker pauschalisiert werden. Dass jedoch eine solche Mutmaßung in der Gesellschaft und den Medien vehement umgeht, ist unumstritten.
Der Verweis auf die aktuelle Problematik zwischen Gesellschaft und Politik verdeutlicht den Bedarf an einem modernen Rednerideal. Es ist die Aufgabe des Rednerideals, Richtlinien für ein maßvolles, vertrauenerweckendes und glaubwürdiges Agieren aufzuzeigen. Diese Untersuchung macht es sich daher zur Aufgabe, nach eben diesen Grundzügen eines modernen politischen Rednerideals und dessen Umsetzung zu suchen.
Textprobe:
Kapitel 2.2, Mediendemokratie: Das Verhältnis zwischen Politik und Medien:
In der aktuellen Kommunikations- und Politikforschung ist ein Konsens darüber zu verzeichnen, dass Politik und Medien eng miteinander verflochten sind. Der mittlerweile etablierte Begriff Mediendemokratie wiederspiegelt die Nähe beider Instanzen. Ebenso die subjektive Politikwahrnehmung, welche in der Gesellschaft unmittelbar über die Medien stattfindet, bestätigt dieses Bild.
Sarcinelli differenziert die Politik nach ihrer herstellenden und darstellenden Funktion in Entscheidungspolitik und Darstellungspolitik . Bezieht sich erstere auf die Sache an sich, die intern verhandelt wird, richtet sich die Darstellungspolitik an die externe Legitimation mittels personalisierter Darstellung und mediendramaturgischer Aufwertung. Sarcinelli konstatiert, dass die beiden Funktionen aktuell nicht nur auseinander divergieren, sondern zwischen beiden ein regelrechtes Spannungsverhältnis entsteht. Der Politikwissenschaftler Thomas Meyer unterscheidet hingegen drei Ebenen von Politik: Die Herstellung der Politik als operatives Handeln, die Selbstdarstellung der nicht- und hergestellten Politik als Eigen-Inszenierung durch das politische System sowie die Fremddarstellung der Politik mittels Regeln der Medien. Meyer statuiert auf Basis der zweiten und dritten Ebene, dass die mediale Macht des Politikers, die auf seiner persönlichen Inszenierungskompetenz beruht, signifikant für den Erhalt des Führungsamtes ist. Thiel kommt zu dem kritischen Fazit, dass im Wechselverhältnis von Politik und Medien eine falsche Politik wiedergegeben werden kann: Erstens können auf Seiten der Politik auch Ereignisse dargestellt werden, die politisch irrelevant sind. Zweitens kann es aufgrund der Fremddarstellung von Politik nach Medienregeln zu einer mit der politischen Wirklichkeit divergierenden Politikwahrnehmung beim Publikum kommen.
Diese Risiken sind nicht unbekannt. Die Beschönigungen von politischen Sachverhalten durch die Politiker selbst und die Entertainisierung der Politik in den Medien sind Gründe für die gesellschaftliche Politikverdrossenheit. Hingegen kann die Selbst- und Fremddarstellung zur Partizipation auch nützlich sein: Mittels Inszenierungsmechanismen positioniert sich die Partei und macht sich zugleich interessant. Durch die Medienvielfalt und die oft differente Berichterstattung kann der Rezipient eine eigene Meinung entwickeln, die sich wiederum im Online-Dialog in Sozialen Netzwerken und Blogs festigen oder ändern kann. In der Medienforschung wird davon ausgegangen, dass themenspezifische Erstinformationen in den Massenmedien eingeholt und anschließend in der interpersonalen Kommunikation verhandelt werden. In der aktuellen politischen Vertrauenskrise bieten die Medien, vor allem die Online-Medien, eine neue Grundlage für die politische Partizipation. Daher werden euphemistische Politikdarstellungen möglicherweise vom Bürger aktuell schneller aufgedeckt. Das heißt jedoch nicht, dass sich Parteien bzw. Politiker weniger präsentieren müssen, um Legitimation zu gewährleisten. Vertrauen stellt sich nur mit vertrauensvollem Handeln ein, das wiederum über die Medien lanciert wird. Sarcinelli manifestiert eine zweiseitige Instrumentalisierung zwischen Politik und Medien: Publizität wird gegen Informationen getauscht . Medien brauchen exklusive Informationen, um für den Leser interessant zu bleiben, und Politiker brauchen die sogenannte Medienöffentlichkeit.
Es bleibt festzuhalten, dass sich Medien und Politiker an der Öffentlichkeit orientieren, jedoch mit unterschiedlichen Zielen, was zu Dissonanzen zwischen politischem Handeln und der diesbezüglichen Berichterstattung führen kann. Letztendlich ist die Darstellung von Politik über die Medien die entscheidende Instanz zu dem Bürger: Das, was die Medien von Politik vermitteln, ist meist alleinig das, was der Bürger von der Politik wahrnimmt. In diesem Sinne spricht Sarinell