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Neuerscheinungen 2016

Stand: 2020-02-01
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Jörg Frey, Friedhelm Hartenstein, Bernd Janowski, Matthias Konradt, Werner H. Schmidt, Ruben Zimmermann (Beteiligte)

Die Logik der Liebe


Die implizite Ethik der Paulusbriefe am Beispiel des 1. Korintherbriefs
Herausgegeben von Frey, Jörg; Hartenstein, Friedhelm; Janowski, Bernd; Konradt, Matthias; Schmidt, Werner H.
2016. XV, 350 S. 205 x 130 mm
Verlag/Jahr: VANDENHOECK & RUPRECHT; NEUKIRCHENER 2016
ISBN: 3-7887-2993-7 (3788729937)
Neue ISBN: 978-3-7887-2993-6 (9783788729936)

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Die Paulusbriefe sind ins Leben hinein geschrieben. Sie beschäftigen sich mit konkreten Lebensproblemen (wie z.B. Sexualität, Konkurrenzdenken, Essensvorschriften oder Gender-Fragen) und geben Ratschläge, wie das gemeinsame Leben in den jungen Gemeinden nach christlichen Grundsätzen gelingen kann. Die Einblicke in Zeitgebundenheit dieser Alltagsprobleme werfen die Frage auf, ob und wie die von Paulus gegebenen Handlungsanweisungen und Lösungsvorschläge auch heute noch Orientierungsmaßstab für die christliche Ethik sein können. Weiterführend ist hierbei die Suche nach grundlegenden Normen und Strukturen der Handlungsbegründung. So zeigt der Apostel eine Güterabwägung, Verzichts- oder Gemeinschaftsethik, in der die Interessen des Einzelnen immer wieder der Gemeinschaft und Liebe untergeordnet werden. Dabei wird die paulinische Ethik wieder hochaktuell und für drängende Probleme der gegenwärtigen Lebensethik anschlussfähig.
Die Schriften des Paulus sind keine systematischen Handlungstheorien. Gleichwohl zeigen sie wiederkehrende Normen, Begründungsstrukturen und überindividuelle Geltungsansprüche. Diese "implizite Ethik" soll anhand eines speziellen Analyserasters deskriptiv erfasst werden, was auch eine Methode der "ethischen Auslegung" biblischer Schriften überhaupt vorstellt. Mittels Anbindung an Terminologie und Theorieniveau gegenwärtiger Ethik-Diskurse kann die biblische Ethik somit nicht nur präziser erfasst werden, sondern auch anschlussfähiger sein für aktuelle Debatten. Die "implizite Ethik" des Paulus eröffnet hierbei überraschende Einsichten. So wird ein Normenpluralismus erkennbar, der an moderne Gesellschaften erinnert; ferner können spezielle Reflexionsformen wie z.B. die "metaphorische" oder "mimetische Ethik" beschrieben werden, die jenseits reiner Argumentation liegen und in den Kontext der Etho-Poietik und Lebenskunst weisen. Weiterhin wird ein Differenzierungsniveau gewonnen, das alte plakative Frontstellung überwinden hilft, wenn z.B. die fortwährende Geltung der jüdischen Thora bei gleichzeitiger Relativierung z.B. gegenüber der "Freiheits"-Norm in einer komparativen Wertehierarchie beschrieben werden kann. Indem Paulus immer wieder zur eigenständigen Entscheidungsfindung ermutigt, erweist sich seine Ethik unerwartet modern. Wenn allerdings die Interessen des Einzelnen mit denen der Gemeinschaft in Konflikt geraten, plädiert Paulus deutlich für eine altruistisch-kommunitaristische Position, die man als ´Heteronomie zweiter Ordnung´ bezeichnen könnte. Die Liebe erweist sich dabei als die leitende ethische Grundnorm, die gleichwohl auch in Begründungszusammenhänge eingebunden bleibt. Schließlich kann auch die theologische Basis dieser Ethik jenseits des simplifizierenden Indikativ-Imperativ-Modells differenziert erschlossen und intersubjektiv kommuniziert werden. Das Buch möchte auf diese Weise einen Weg aufzeigen, wo und wie biblische Ethik - weit über Paulus hinaus - theoretisch durchdrungen und gegenwärtig relevant werden kann.
Zimmermann, Ruben
Prof. Dr. Ruben Zimmermann ist Professor für Neues Testament an der Ev.-theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Frey, Jörg
Dr. Jörg Frey ist Professor für Neutestamentliche Wissenschaft mit Schwerpunkten Antikes Judentum und Hermeneutik an der Universität Zürich.

Janowski, Bernd
Dr. theol. Bernd Janowski ist emeritierter Professor für Altes Testament an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen.

Konradt, Matthias
Dr. theol. Matthias Konradt ist Professor für Neues Testament an der Universität Heidelberg.

Schmidt, Werner H.
Werner H. Schmidt ist Professor em. für Altes Testament an der Universität Bonn.