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Neuerscheinungen 2016

Stand: 2020-02-01
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Andreas Amberg, Antje Arens, Heiner Egge, Björn Engholm, Patrick Goeser, Joost Hinrichs, Karsten Jasper, Ulrich Klappstein, Heiko Thomsen (Beteiligte)

"Tellingstedt & der Weg dorthin"


Texte und Materialien zu Arno Schmidts "Die Schule der Atheisten"
Herausgegeben von Klappstein, Ulrich; Thomsen, Heiko; Mitarbeit: Amberg, Andreas; Arens, Antje; Egge, Heiner; Engholm, Björn; Goeser, Patrick; Hinrichs, Joost; Illustration: Kohn, Lothar; Rusch, Jens
2016. 544 S. zahlreiche farbige und einfarbige Reproduktionen und Fotos. 240 mm
Verlag/Jahr: NEISSE 2016
ISBN: 3-86276-186-X (386276186X)
Neue ISBN: 978-3-86276-186-9 (9783862761869)

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Der Titel dieses Text- und Materialbandes zur "Novellen=Comödie" Die Schule der Atheisten deutet mit der Nennung des Ortsnamens bereits an, wohin die Reise geht: nach "Tellingstedt", dem fiktiven Ort der Rahmenhandlung von Arno Schmidts Roman aus dem Jahr 1972.
Warum Schmidt die Geestgemeinde im nördlichen Dithmarschen als zentralen Handlungsort wählte, kann letztlich wohl nicht geklärt werden, auch wir sind auf Mutmaßungen angewiesen. Schon den zeitgenössischen Lesern, etwa Schmidts damaligem Bekannten und Förderer Wilhelm Michels, war dies rätselhaft geblieben.
"Am Fuße des 7. Oktober" - so setzt das Romangeschehen ein, das im Jahr 2014 spielt; passend dazu fand im realen Tellingstedt in der Nacht zum 7. Oktober 2014 der Auftakt zu einer Veranstaltungswoche rund um besagten ´Zukunftsroman´ statt. Denjenigen, die damals nicht nach Tellingstedt kommen konnten, und allen anderen bietet dieser Sammelband jetzt die Möglichkeit, sich gründlich und ausführlich über den Ort und die Geschichte seiner Beziehung zu Arno Schmidt und dessen "Novellen=Comödie" zu informieren.
Schmidt war zweimal in Tellingstedt, 1963 und 1969. Das erste Mal vermutlich eher zufällig, das zweite Mal gezielt. Vom ersten Besuch in Schleswig-Holstein berichtet er selbst in seinen Tagebuchnotizen, die zweite Recherche-Reise wird in den Tagebuchaufzeichnungen seiner Frau Alice dokumentiert. Erstmals werden in diesem Band auch die Fotos veröffentlicht, die Schmidt 1969 aus Tellingstedt mitbrachte - 18 an der Zahl.
Die Fotos und Aufzeichnungen von Arno und Alice Schmidt bilden den Auftakt zu einer bunten Mischung unterschiedlicher Texte und Materialien - darunter Altbekanntes aus der Schmidt-Forschung, neu Aufgelegtes, Bewahrenswertes, aber auch Entlegenes, Überraschendes, möglicherweise sogar Abseitiges.
Literaturwissenschaftliche Untersuchungen stehen neben erzählerischen Annäherungen, Hochdeutsches neben Plattdeutschem. Zu Wort kommen Literaturwissenschaftler ebenso wie interessierte Schmidt-Leser und -Leserinnen. Auffällig ist der hohe Anteil an Stimmen aus Tellingstedt selbst. Mit Heiner Egge ist zudem ein Schriftsteller aus der Region vertreten, der sich in eigenen Texten und Vorträgen über die letzten Jahre und Jahrzehnte hinweg immer wieder mit Arno Schmidt und Tellingstedt auseinandergesetzt hat. Ebenfalls aus der Region stammen Patrick Goeser (Buchhändler, Musiker und Nachtwächter aus Rendsburg), Anne-Marga Sprick (Autorin aus Bargenstedt), sowie Jens Rusch (Brunsbütteler Künstler und Dithmarscher Kulturpreisträger von 1990), dessen Illustrationen zur Schule der Atheisten hier in einer repräsentativen Auswahl erstmals in Buchform veröffentlicht werden.
Dass auch Texte aufgenommen wurden, die in plattdeutscher Sprache abgefasst sind, ist vor allem dem Erneuerer der niederdeutschen Literatur Klaus Groth (1819-1899) zu verdanken, denn er verbrachte als Kind regelmäßig seine Ferien in Tellingstedt und bezeichnet den Ort in seinen Werken mehrfach als sein "Jungsparadies". Bevor Tellingstedt von Schmidt auf der literarischen Landkarte eingeschrieben wurde, hatte der Ort also bereits durch Groths Gedichtsammlung Quickborn und seine "Vertelln" in Dithmarscher Platt in literarisch interessierten Kreisen gewisse Bedeutung erlangt.
Die Beiträge dieses Bandes verfolgen nicht nur literaturwissenschaftliche Ziele, sondern wollen vor allem auch Lust am Betreten des Schriftraums der Schule der Atheisten machen und dazu anregen - wie Rolf Vollmann es 1987 getan und in seinem Beitrag geschildert hat - selbst zu einer Expedition nach Tellingstedt und in die Eiderregion aufzubrechen. Das Buch hat den Charakter eines Lese-, Blätter- und Bilderbuches: Außer Texten werden u. a. Fotos, Zeichnungen, Illustrationen und Tabellen präsentiert, von denen nicht nur Schmidt-Experten, sondern auch neugierige Laien und Menschen mit Bezug zur Region angesprochen werden sollen.