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Neuerscheinungen 2016

Stand: 2020-02-01
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Tamera Alexander, Silvia Lutz (Beteiligte)

Unentdeckte Schönheit


Übersetzung: Lutz, Silvia
2016. 576 S. 19 cm
Verlag/Jahr: FRANCKE-BUCHHANDLUNG 2016
ISBN: 3-86827-601-7 (3868276017)
Neue ISBN: 978-3-86827-601-5 (9783868276015)

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Nashville 1868
Eleanor Braddock ist eine pragmatische Frau, die gelernt hat zu kämpfen. Nachdem ihre Familie durch den Bürgerkrieg alles verloren hat, findet sie Aufnahme auf Belmont, dem herrschaftlichen Anwesen ihrer Tante. Diese ist eine der reichsten Frauen Amerikas. Doch Eleanor will nicht von Almosen leben und nicht den Mann heiraten, den ihre Tante für sie aussucht. Sie träumt von einem eigenen Restaurant. In dem gutaussehenden Architekten und Botaniker Markus Geoffrey findet sie einen Freund und Unterstützer. Doch Markus ist nicht der, der er zu sein vorgibt ...
Prolog
15. Dezember 1864
Ein Feldlazarett der Konföderierten Armee unweit des Schlachtfeldes
Nashville, Tennessee

Eleanor Braddock zuckte zusammen, als der Soldat ihre Hand festhielt. Sein Griff war überraschend kräftig, obwohl seine Handfläche feucht von Blut, Schweiß und den grauenvollen Spuren des Krieges war. Mit vor Schmerzen zusammengekniffenen Augen hielt er sie fest, als wäre sie der letzte Mensch auf der Erde. Das war sie auch ... für ihn.
Gewöhnlich durchsuchte sie die linke Brusttasche der Uniform des Soldaten nach seinem Namen, aber der Stoff - ein blutdurchtränktes Grau - war von einem Kanonenschuss in Fetzen gerissen worden. Ähnlich wie der Rest dieses Mannes. Sie war dankbar, dass er bewusstlos gewesen war, als der Arzt ihn vor ein paar Minuten untersucht hatte. Dadurch war ihm das unmissverständliche Kopfschütteln des Arztes erspart geblieben.
"Schwester ..."
Sein Blick suchte ihre Augen. Vor dem Hintergrund der Gewehr- und Kanonenschüsse in der Ferne wappnete sich Eleanor gegen die Frage, die jetzt unweigerlich käme. Auch wenn sie schon oft gezwungen gewesen war, diese Frage zu beantworten, fiel es ihr immer noch nicht leicht, einem Mann zu sagen, dass er sterben würde.
Und es war auch immer noch genauso schwer, mit anzusehen, wie ein Mann starb.
"Ja?", sagte sie leise, ohne ihn zu verbessern, weil er sie fälschlicherweise für eine Krankenschwester hielt, obwohl sie diese Ausbildung nie gemacht hatte.
"Könnten Sie mir sagen ..." Er hustete, und sein bärtiges Kinn zitterte durch die Kälte oder den Schmerz, wahrscheinlich durch beides. Ein gurgelndes Geräusch kam aus seiner Kehle. "Haben wir ... den Hügel eingenommen?"
Eleanor war überrascht, dass er sich nach dem Stand der Schlacht und nicht nach seinem Leben erkundigte. Die angespannte Hoffnung, die hinter seiner Frage steckte, rührte sie an. Ihre Kehle zog sich schmerzlich zusammen.
"Ja", antwortete sie, ohne zu zögern, obwohl sie nicht die leiseste Ahnung hatte, welche Seite auf dem Schlachtfeld im Moment die Oberhand hatte. Sie wusste nur, dass unzählige Männer - Väter, Söhne, Ehemänner, Brüder - unweit von ihnen niedergemetzelt wurden. Und dass dieser Mann es verdiente, mit einem gewissen Frieden und dem Glauben, dass sein Leben nicht sinnlos geopfert worden war, zu sterben. "Ja, sie haben den Hügel eingenommen." Sie bemühte sich zu lächeln. "General Lee wird sich sehr freuen."
Stolz, aber hauptsächlich Erleichterung leuchtete in den Augen des Soldaten, bevor sie zufielen. Er rang um Atem, obwohl ihn jeder Atemzug viel Kraft kostete. Sie betete, dass er von diesem Kampf bald erlöst würde. Aber sie hatte Männer mit ähnlichen Wunden gesehen, die sich stundenlang im Todeskampf gequält hatten.
Er war kein junger Mann mehr, schon mindestens Mitte dreißig, und seine Füße ragten zwanzig Zentimeter über die Pritsche hinaus. Beide Stiefel waren an den Zehen durchgelaufen. Sie hatte in seiner Stimme den Anflug eines Akzents gehört, eines Akzents von weit her, etwas, das sie schon immer bewundert hatte.
Sie betrachtete ihn und fragte sich, wie sein Leben wohl vor dem Krieg ausgesehen hatte, und warum er auf einem hoffnungslosen Schlachtfeld mitten in Tennessee gelandet war. Seine Wangenknochen traten in dem ausgemergelten Gesicht deutlich hervor, und sie wünschte, sie hätte noch etwas von der Fleischbrühe, die sie gestern wie fast jeden Abend für die Männer gekocht hatte. Auch wenn sie die Brühe sehr stark verdünnen musste, verschlangen die Männer sie immer sehr schnell. "So etwas Gutes haben wir seit Monaten nicht mehr gegessen", sagten sie, wenn sie ihre Tassen geleert hatten.
Sie hatte schon immer gern gekocht, aber ihre Patienten essen zu sehen, auch wenn es nur ein wenig Brühe war, tat ihrem Herzen besonders gut. Bevor sie verwundete und sterbende Männer gepflegt hatte, hätte sie sich das nie vorstellen können.
Sie verlagerte ihr Gewicht und der Griff des Soldaten wurde fester.
Er verzo