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Neuerscheinungen 2016

Stand: 2020-02-01
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Bernd Stephan

Sachsens böse Buben


2016. 80 S. 25 Abbildungen. 18,2 cm
Verlag/Jahr: TAUCHAER VERLAG 2016
ISBN: 3-89772-274-7 (3897722747)
Neue ISBN: 978-3-89772-274-3 (9783897722743)

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Der Bastard, der Bautzen verriet 7

Aus dem Lotterbett zur Richtstätte 20

Tod dem "Judas von Meißen"! 26

Ein Günstling erzürnt die Landesherrin 34

Mordbrand in Zittau 43

Der Adept mit dem Goldelixier 51

Gefangen und gestorben auf dem Königstein 61

Pascherjagd im Höllengrund 66

Bibliografie 79
Der Bastard, der Bautzen verriet

Wolkenhaufen schwebten über dem Oberlauf der Spree, bedrohliche Wolkenhaufen - doch diesen schenkte Thimo von Colditz in den Nachtstunden des 13. Oktober 1429 keine Aufmerksamkeit. Dass seit gestern auf dem der Stadtmauer gegenüberliegen Protschenberg gleich einem feurigen Ungetüm eine hussitische Wagenburg bleckte, war schlimmer als das Wetter. Und darüber hinaus gab es noch mehr Verdruss.

Heftig stiess der Stadthauptmann die Atemluft aus, als er den Lauenturm verließ. In der Tat, nach dieser Lumperei stand für den Hauptort des Oberlausitzer Sechsstädtebunds das Allerschlimmste zu befürchten. Was da im Lauenturm an Ungeheu-erlichem geschehen war, konnte für Bautzen das Ende bedeuten.
Hans Schwerdtfeger wartete ein paar Schritte vom Lauenturm entfernt auf ihn. Er war der einzige Baut-zener Patrizier, der den ungeheuerlichen Sachverhalt kannte. Der Bürgermeister beugte die Schultern nach vorn, als erdrücke ihn die Last der Verantwortung.
Dass am Morgen des 14. Oktober der Angriff der Belagerer zu erwarten stand, wussten beide. Denn das Übergabeverlangen des Hussitenführers Molesto hatte der Bautzener Magistrat rundweg abgelehnt.
Bevor Thimo von Colditz an den Bürgermeister herantrat, beschwor er die Wehrbürger noch einmal, die Augen und Ohren aufzusperren. Unmittelbar nachdem der Stadthaupthauptmann über das Buben-stück im Pulvergewölbe des Lauenturms benachrichtigt worden war, hatte er hier die Wachen verstärkt und befohlen, den Torbereich mit Bewaffneten zu umzingeln. Er musste versuchen, die Lumperei verborgen zu halten, so gut es ging.
Thimo von Colditz wusste, dass Unruhe aufkeimen würde, wenn die Bürger erfuhren, was sich im Lauen-turm zugetragen hatte. Aber sie sollten sich nicht voreilig in ihr Schicksal ergeben, sondern morgen Früh den Hussiten entschlossen entgegentreten.
Was die zu ergreifenden Maßnahmen betraf, be-durfte es zwischen Hans Schwerdtfeger und dem Stadthauptmann keiner weiteren Absprache mehr. Dass Thimo von Colditz die bislang getroffene Vor-sorge zur Verteidigung zu gering war, daraus hatte er bei den vorherigen Beratungen keinen Hehl gemacht.
Vornehmlich die Entscheidung der Ratsherren, die Stadttore nicht zumauern, sondern mit Holzbalken verschalken und öffnungsbereit halten zu wollen, hielt er für unklug. Die Stadttore im Belagerungsfall durch eine Innenmauer zu schützen, war gängige Praxis. Aber die Ratsherren vertrauten darauf, dass die Verbündeten der Stadt bald zu Hilfe eilten.
Hans Schwerdtfeger und der Stadthauptmann tauschten noch ein paar Worte miteinander, dann schritten sie in verschiedenen Richtungen davon. Thimo von Colditz wollte noch zum Rathaus, um den Stadtschreiber Prischwitz mit der Ausfertigung einiger Anweisungen zu beauftragen, welche wegen der geänderten Sachlage auf die Rottmeister zukommen würden.