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Neuerscheinungen 2016

Stand: 2020-02-01
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Anke Hofmeister

Haltestellen zum Glück


1. Aufl. 2016. 242 S. 19 cm
Verlag/Jahr: BEST-OFF-VERLAG 2016
ISBN: 3-942427-63-X (394242763X)
Neue ISBN: 978-3-942427-63-0 (9783942427630)

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Das Glück ist wie ein fahrender Zug. Es kommt darauf an, zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Haltestelle einzusteigen.Eine junge Frau lernt in ihrer Geburtsstadt Leipzig zu DDR-Zeiten das Leben kennen. Ihre Welt spielt zwischen der Familie, ihrer Liebe zum Tanzsport und dem ersten Freund. Auf der Suche nach dem Glück versucht sie, ihrem Leben einen Sinn zu geben - und lernt die Schranken kennen, die ihr das System im Osten setzt.Durch eine Fügung des Schicksals öffnet sich für sie für einen Moment die Mauer von Ost nach West. Unvorbereitet und ohne zu ahnen, was auf sie zukommt, ergreift die junge Frau die Chance auf ein völlig anderes Leben im Westen. Sie macht sich auf, ihren Traum vom Glück zu verwirklichen. Doch die Schatten der Vergangenheit kommen immer wieder zum Vorschein.
´Geboren wurde ich Mitte der 60er Jahre in Leipzig, genauer gesagt, im Stadtbezirk Nordost. Damals war die Stadt nach den Himmelsrichtungen in Bezirke aufgeteilt. Direkt in Leipzig gab es Schwermaschinenbau, Gießereien und metallverarbeitende Industrie und im Leipziger Umland hinterließ der Braunkohletagebau hässliche Mondlandschaften. Hohe Schornsteine, die die Luft verschmutzten, und alte Fabrikhallen, die noch aus der Zeit vor dem Krieg stammten und mitten in Wohngebieten lagen, prägten das Stadtbild. Leipzig bestand aber auch aus vielen historischen Gebäuden, doch wie die meisten Häuser der Stadt waren sie in einem miserablen Zustand. Reparaturarbeiten wären dringend notwendig gewesen und die Folgen der Luftverschmutzung waren nur allzu deutlich. Die schlechten Straßenverhältnisse der ganzen Stadt wurden durch die Straßenbahn, die kein eigenes Gleisbett hatte, verstärkt. Als Kind fuhr ich gerne in alten, quietschenden und rüttelnden Straßenbahnwagen und träumte vor mich hin. Ich bin die Jüngste von drei Mädchen. Meine Eltern waren ganz normale, einfache Leute und das ist bis heute so geblieben. Wir wohnten in einem Siedlungshaus, das mein Opa väterlicherseits in den Vorkriegsjahren gebaut hatte. Es war ein kleines Haus, ohne Charme und Wohlfühlcharakter, einfach nur funktional. Zu dieser Zeit war das Thema Schöner Wohnen im Osten eine unbekannte Aneinanderreihung von Worten ohne Inhalt und eher eine Frage des Geldes, das wir nicht hatten. Mein Vater brachte das Haus irgendwie auf Vordermann, so dass es meiner Mutter einigermaßen gefiel. Dank der handwerklichen Fähigkeit meines Vaters hatten wir eine Dusche und ein WC und das war schon etwas. Trotzdem fühlte sich meine Mutter nicht sehr wohl. Auch waren meine Eltern keine Menschen, die Gartenarbeit liebten. Zu dieser Zeit gab es keine Baumärkte, in denen meine Eltern Gartengeräte kaufen oder mieten konnten. Die Gartenpflege war harte Knochenarbeit mit veralteten Geräten. Nur ein paarmal im Sommer mähte mein Vater unsere Gartenwiese mit einer Sense und beim Zusammenharken des Heus mussten wir Kinder helfen. Ich liebte es, als kleines Mädchen im hohen Gras zu sitzen und vierblättrige Kleeblätter zu sammeln. Meine Mutter erledigte ihre Hausarbeit am Wochenende und in der Woche ging sie jeden Morgen in die Fabrik, in der sie den ganzen Tag als Sekretärin arbeitete. Die Emanzipation der Frau war in der DDR nichts anderes als die kontrollierte Kindererziehung durch den Staat.Bereits mit einem halben Jahr kam ich in die Kinderkrippe. Später musste ich die Ganztageseinrichtung vom Kindergarten sowie von der Schule besuchen. Immer vermisste ich als Kind die geborgene Nestwärme und die beschützende Hand meiner Mutter. Natürlich war mir bewusst, dass wir auf ihr Gehalt angewiesen waren. Meistens reichte es aber trotzdem vorn und hinten nicht. So kannte ich als Kind Süßigkeiten nur zu Weihnachten oder Ostern. Selten hatten wir frische Brötchen zum Frühstück, eigentlich gab es immer Schwarzbrot. Im Sommer sparten meine Eltern beim Einkaufen. Wurst gab es selten, dafür belegten wir die Brote mit Radieschen, Gurke, Schnittlauch oder Tomate. Obst kannte ich nur saisonbedingt aus unserem Garten. Zur Zeit der Kirschenernte kletterten wir drei Mädchen auf unseren Kirschbaum und naschten heimlich. Für den Winter wurde das Obst im Keller eingelagert oder eingekocht. Ich liebte es, wenn mir meine Mutter einen geschnittenen Apfel in den Kindergarten mitgab. Dann war sie in Gedanken bei mir. Den Kindergarten hasste ich und Erinnerungen habe ich nur noch an das furchtbare Mittagessen; oft gab es Suppen mit irgendeiner Fleischeinlage. Noch heute erzählt meine Mutter davon, dass meine älteste Schwester ihren Teller nicht leer essen musste, weil sie einige Male aus Protest die Fleischstücke erbrochen hatte. Meine andere Schwester schmuggelte die nicht gegessenen Reste in ihrer Schürzentasche mit nach Hau