buchspektrum Internet-Buchhandlung

Neuerscheinungen 2016

Stand: 2020-02-01
Schnellsuche
ISBN/Stichwort/Autor
Herderstraße 10
10625 Berlin
Tel.: 030 315 714 16
Fax 030 315 714 14
info@buchspektrum.de

Terry Kajuko

Wild Wild Ost


Goldrausch an der Elbe
2016. 294 S. 196 mm
Verlag/Jahr: EPEE EDITION; ROED VERLAG 2016
ISBN: 3-945489-05-9 (3945489059)
Neue ISBN: 978-3-945489-05-5 (9783945489055)

Preis und Lieferzeit: Bitte klicken


Der Autor Terry Kajuko erzählt eine wahre Geschichte von Gier, Selbstbedienungsmentalität und Größenwahn nach dem Fall der Mauer in den 90er Jahren. Er zeichnet, ohne Betrug schön zu reden oder Naivität zu verurteilen, das damalige Bild der Goldgräberstimmung in den neuen Bundesländern aus der Sicht eines "Wessis".
Ein schwäbischer Landschaftsgärtner, der 1990 bei den Stadtplanungsämtern in den neuen Bundesländern nach Aufträgen sucht, landet in Dresden seinen Coup des Lebens. Es folgt ein rasanter und ebenso berauschender Aufstieg zum Multimillionär, der ein Leben im puren Luxus, getragen von Geld, Macht und Korruption, mit sich bringt. Vom kleinen Fisch zum ganz großen Hai! Doch wo Moral, Skrupel und Selbstreflexion fehlen, da ist der Absturz nicht weit entfernt.
Kajuko hat in seiner temporeichen und humorvollen Art deutsche Geschichte aus der Wendezeit zu Papier gebracht!
[...] Nachdem das geklärt war, beugten wir uns über den Flächennutzungsplan, auf dem man die Ortschaft und die Umgebung erkennen konnte. Er sagte mit leiser Stimme: "Wir als kleine Gemeinde am Rande von Dresden haben nur eine Chance: wenn wir uns entwickeln. Und das möglichst schnell. Sonst macht Dresden das Rennen und schluckt uns. Das wollen wir nicht. Herr Grabschinski, bitte zeigen Sie uns, was Sie entworfen haben."
Jetzt dachte ich, dass uns da ein toll kolorierter Entwurf präsentiert würde, woraus wir erkennen könnten, was auf diesem Gebiet angedacht werden sollte.
Grabschinski rollte seinen Plan auf, ein Gekritzel, das irgendwelche Straßenzüge und Baukörper darstellte und den Versuch, das Ganze durch Buntstifte ein wenig aufzuwerten. Jedes Kindergartenkind hätte das besser hingekriegt.
Stoff, Rassler und ich grinsten uns an. Ich musste mich beherrschen.
Grabschinki fing ebenso leise an zu erklären, was er sich da so vorstellte.
Ein Industriegebiet solle es werden. 100 Hektar groß. Saubere Industrie und Computerfirmen wolle man ansiedeln. High-Tech aus dem Westen und aus Übersee. Und Häuser bräuchte man, da ein großer Zuwachs von neuen Bewohnern zu erwarten wäre.
Und so weiter und so weiter, bis Fabius das Ganze unterbrach.
"Herr Bürgermeister Fuchs. Ich finde das, was uns hier von Herrn Grabschinki vorgestellt wurde, toll und sehe es genau wie Sie: Diese Chance ist nur einmal da und wir sollten sie schnell nutzen. Ich glaube nicht, dass Sie die Technik haben, die uns zur Verfügung steht. Deshalb schlage ich Ihnen Folgendes vor: Wir übernehmen das hier und bereiten das Ganze professionell für Sie auf. Auf unsere Kosten! Sie brauchen uns kein Geld zu geben. Wir bezahlen alles und übergeben der Gemeinde ein fertig erschlossenes Gewerbegebiet. Dafür werden wir Partner. Wir ziehen das Projekt von der Entwicklung bis zum Abverkauf der Grundstücke gemeinschaftlich mit Ihnen durch und am Ende verdienen alle dran."
Das saß erst mal.
Fabius hatte eine gewaltige Stimme.
"Nicht so laut", unterbrach ihn der Bürgermeister, "das soll noch geheim bleiben." [...]

[...] Ein Bürgermeister der Nachbargemeinde des Bürgermeisters Hecht war bei uns vorstellig geworden und, beeindruckt von unserem Tun, ganz scharf auf ein Gewerbegebietchen für seine kleine Gemeinde. Fabius und ich hatten mit ihm einen Termin vereinbart und machten uns mit dem Heli auf den Weg. Janusch hatte den Sportplatz zum Landen herausgesucht.
Vom Heli aus konnte man den Sportplatz sehen und wir erkannten eine Musikkapelle. Das war sicher nett gemeint vom Gemeindevorsteher, nur hatten die Trachtenträger die Luftverwirbelungen unterschätzt, die so ein Heli bei der Landung verursacht. Notenblätter und Kopfbedeckungen flatterten nur so durcheinander.
Als wir schließlich gelandet waren und die Turbine sich beruhigt hatte, hatten die meisten Musiker alles wieder aufgesammelt, ein wenig zerzaust und schräg begannen sie mit einem Platzkonzert. Danach eine kurze Begrüßungsrede des Bürgermeisters, und wir wurden durch die übersichtliche Gemeinde gefahren. An einem Tümpel am Rande der Ortschaft befand sich ein kleines Schlösschen. Fabius war gleich ganz interessiert und schon besichtigten wir die Räumlichkeiten. Noch war hier eine
Grundschule untergebracht, aber das neue Schulgebäude befand sich schon im Bau.
"Was soll denn das Anwesen kosten?", fragte Fabius. "Ich könnte mir durchaus vorstellen, ein Schulungszentrum hier zu installieren. Bis zur Autobahn ist es ja nicht weit. Könnte man sich gut vorstellen, oder, Martin?"
"Wenn man einen Betreiber hätte, warum nicht?", meinte ich, ein wenig vorsichtig. "Was wollen wir denn mit so einem Teil ohne Betreiber? Schlossgespenst spielen?"
"Die Gemeinde ist Eigentümer des ehemaligen Ritterguts. Wir haben es auf eine Verkaufsliste gesetzt. 450.000 Mark war unser Ziel, aber mittlerweile wurden uns schon 480.000 geboten. Die Lage ist wirklich gut, bis Dresden ist es nicht weit,