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Neuerscheinungen 2016

Stand: 2020-02-01
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Elisabeth Richter

Die Lebenssituation von Migrantenkindern in Deutschland


2016. 88 S. 38 Abb. 220 mm
Verlag/Jahr: DIPLOMICA 2016
ISBN: 3-9593493-2-7 (3959349327)
Neue ISBN: 978-3-9593493-2-1 (9783959349321)

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Kinder mit Migrationshintergrund stellen in den letzten Jahren eine zunehmend große Population innerhalb der deutschen Bevölkerung dar. Trotz zahlreicher Studien weiß man erschreckend wenig über die Lebenssituation von Migrantenkindern und -jugendlichen, weshalb sich die vorliegende Arbeit mit diesem Thema auseinandersetzt. Es sollen vorhandene Informationen zusammengetragen werden, um eine Art Status Quo der deutschen Forschung in Bezug auf Migrantenkinder zu erstellen und Lücken sowie Potentiale aufzuzeigen. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf dem Bereich Bildung, die Arbeit folgt in ihrem Aufbau dem einer Bildungsbiographie, wobei jeweils die Daten aus der amtlichen Statistik und aus Studien mit Individualdatensätzen präsentiert werden.
Textprobe:
Kapitel: 4.1.3 Ursachen für geringere Beteiligung an außerhäuslicher Betreuung:
Kinder beginnen mit unterschiedlichen Voraussetzungen ihre Schullaufbahn. Die Fähigkeiten und der Wissensbestand eines Kindes hängen in erster Linie von seiner Sozialisation ab. Hierfür wichtig sind vor allem bildungsrelevante Ressourcen des Elternhauses. Schon im Vorschulalter wirken Effekte der sozialen Herkunft auf die Entwicklung eines Kindes. Damit unterscheiden sich Chancen und Potentiale einer erfolgreichen Schullaufbahn schon vor der Einschulung. Vor diesem Hintergrund ist es besonders wichtig, dass benachteiligte Kinder außerfamiliäre Lernkontexte erfahren, da durch diese negative Sozialisationseffekte kompensiert werden können. Die Unterschiede in Fähigkeiten und Wissensbestand schon vor Schulbeginn sind als Spiegelbild sozialer Ungleichheit zu verstehen, da benachteiligte Familien oftmals über weniger bildungsrelevante Ressourcen verfügen. Bei Migrantenfamilien kommen noch migrationsspezifische Ungleichheitsfaktoren und Sozialisationsbedingungen hinzu. So erschwert der Mangel an sprachlichen und kulturellen Ressourcen die (Bildungs-)Situation von Kindern mit Migrationshintergrund noch zusätzlich. Dabei ist gerade der Besuch einer außerhäuslichen Betreuungseinrichtung eine günstige Gelegenheit, um die deutsche Sprache und Kultur kennen zu lernen und diese ungünstigen Startchancen schon vor Schulbeginn auszugleichen. Zudem kann ein früher Kontakt zum deutschen Bildungssystem auch positive Einflüsse auf die Eltern haben, da eventuelle Vorbehalte und Ängste abgebaut werden können und sich auch langfristig die Bildungserwartung an die Kindern verändern kann. Positive Erfahrungen in vorschulischen Einrichtungen können dazu führen, dass Eltern ihren Kindern mehr zutrauen und sie zu höheren Bildungsabschlüssen motivieren. Dies führt bei den Kindern wiederum zu einem erhöhten Vertrauen in die eigene Leistung, welches sich positiv auf die Schulleistung auswirken kann.
Jedoch können unter bestimmten Umständen auch negative Effekte aus dem Be-such einer außerhäuslichen Betreuungseinrichtung entstehen, da nicht jede Einrichtung für Migrantenkinder ein günstiges Lernklima bietet. Damit ist es auch möglich, dass sich durch die Wahl einer ungeeigneten Einrichtung Leistungsunterschiede zwischen deutschen und Migrantenkindern noch vergrößern können. Ob sich Familien mit Migrationshintergrund dann aber für die günstigere Einrichtung entscheiden, ist eher fraglich, aufgrund mangelnder bildungsrelevanter Ressourcen. Diese bildungsrelevanten Faktoren, die die Wahl einer außerhäuslichen Betreuungseinrichtung beeinflussen, lassen sich unterscheiden in (1) ökonomische Faktoren, (2) soziale Netzwerke (3) Informations- und Wissensstand über das Betreuungssystem und (4) normative und kulturelle Einflussfaktoren, wobei es teilweise zu Überlappungen kommt.

4.1.3.1 Ökonomische Faktoren:
Der Besuch einer vorschulischen Betreuungseinrichtung ist mit finanziellen Aufwendungen verbunden. Der private Finanzierungsanteil beträgt in Deutschland 37% und ist somit deutlich über dem OECD-Durchschnitt von 17%. Wenn man bedenkt, dass Familien mit Migrationshintergrund meist über geringere finanzielle Ressourcen verfügen, ergibt sich, dass vorschulische Bildungsinvestitionen für Migrantenfamilien deutlich höher ausfallen als für Einheimische. So äußersten rund 40% der befragten Türken, Griechen, Ex-Jugoslawen und Italiener in der Repräsentativuntersuchung 2001 des Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung den Wunsch, dass Kindergärten kostenfrei sein sollten.
Gerade für Migrantenkinder ist ein Kindergartenbesuch aufgrund der ungleichen sozialen und ökonomischen Situation besonders wichtig, um eventuelle kognitive, soziale und sprachliche Defizite auszugleichen. Aus diesem Grund ist die gesetzliche Situation als problematisch anzusehen, denn es gibt keine einheitlichen Regelungen zu den elterngetra