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Battal Kalan

Swiss Ethnic Business


Barrieren und Besonderheiten bei Unternehmensgründungen durch Migranten
1. Aufl. 2016. 148 S. m. 64 Abb. 270 mm
Verlag/Jahr: DISSERTA 2016
ISBN: 3-9593522-8-X (395935228X)
Neue ISBN: 978-3-9593522-8-4 (9783959352284)

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Ethnisch geprägtes, erfolgreiches Unternehmertum von Migranten ist kein neues Phänomen. So haben sich Juden in Europa, Chinesen in Australien niedergelassen, Italiener in der Schweiz und Türken in Deutschland, nur um einige Beispiele von Migration zu nennen, die vorwiegend aus ökonomischen Gründen stattgefunden hat. Wagen Migranten in ihrer neuen Heimat eine Unternehmensgründung, so begegnen sie diversen Barrieren und Besonderheiten. Diese sollen im vorliegenden Werk thematisiert werden, indem die Situation albanischer, türkischer und italienischer Unternehmensgründer in der Schweiz untersucht wird. Mit einer breit gefächerten Literaturrecherche (u.a. mit Werken aus Deutschland, Österreich und der Schweiz), sowie einem eigens für die Thematik entwickelten Modell und einem qualitativ-quantitativen Forschungsansatz leistet die Arbeit einen wichtigen Beitrag für zukünftige Forschungen, und sie zeigt Handlungsoptionen im Rahmen der Thematik auf.
Textprobe:
Kapitel 3 Ethnic Business - Entstehung, Forschungsstand und Forschungsansätze:
Nachdem zuvor begriffliche Grundlagen in der Breite gelegt wurden, soll in diesem Kapitel ein Schritt in die Tiefe gemacht werden. So wird zunächst ein Blick auf die historische Entwicklung des Ethnic Business geworfen. Anschliessend wird der Stand der Forschung auf internationaler sowie auf europäischer Ebene kurz dargelegt. Dabei wird der Fokus eher auf die deutschsprachigen Nachbarländer gelegt. Danach werden verschiedene Forschungsansätze erläutert. Schliesslich werden die Erkenntnisse kritisch hinterfragt und ein für diese Arbeit geeignetes Modell entwickelt.
3.1 Historische Annäherung:
Max Weber argumentierte, dass für die Entwicklung des modernen Kapitalismus ein entscheidender Bruch mit der Tradition notwendig sei (Light & Gold, 2000, p. 5). Gemäss Weber würden bei diesem Shift hin zum modernen Kapitalismus die Ethnizität bzw. die ethnische Prägung eine entscheidende Rolle spielen, weil er, im Gegensatz zur Tradition, die soziale Organisation mit einem rationalen Universalismus und Vielfalt als die zukünftige Entwicklungsrichtung für die ganze Menschheit sah (Panayiotopoulus, 2010, p. 8). Dabei vertrat Weber, in Übereinstimmung mit Karl Marx, die Auffassung, dass die Wiege des modernen Kapitalismus in einer einfachen und ethnisch strukturierten Wirtschaft lag. Eine solche Art Wirtschaft, die mehr durch ein Zugehörigkeitsgefühl und sozialen Austausch innerhalb einer ethnischen Community gekennzeichnet war als durch monetäre und Profit-Orientierung, wurde lange ignoriert (Haberfellner, 2000, p. 1). Weil man glaubte, dass sich durch Bürokratismus und Skaleneffekte immer mehr grosse Unternehmen durchsetzen und die kleinen Betriebe zu einer vernachlässigbaren Restkategorie verdrängt würden (Light & Karageorgis, 1994, p. 647). Begünstigt durch Globalisierung und Filialisierung, konnte eine solche Entwicklung im 20. Jahrhundert tatsächlich beobachtet werden (Wenter, 2011, p. 10). Damit einhergehend verlor die Sozialwissenschaft das Interesse an der Unternehmensforschung, welche sie zuvor stark verfolgte (Light, 1987, p. 199). Als es jedoch in den 1970er-Jahren zu einer Kehrtwende kam und die Zahl der Klein- und Mittelunternehmen stetig zunahm (Leicht, 1995), wurde das Interesse der Sozialwissenschaften am Unternehmertum wiedererweckt. Zu Beginn der 1980er-Jahre weckte insbesondere die unternehmerische Selbständigkeit der Migranten und ethnischen Minderheiten die Aufmerksamkeit der Forschenden (Haberfellner, et al., 2000, p. 11).
Historisch gesehen ist das ethnische Unternehmertum keineswegs ein neues Phänomen. Denn es war und ist ein Bestandteil jeder Migration und hat seinen Ursprung in den USA, wo viele KMU seit 1880 einen Migrationshintergrund haben (Barrett, et al., 1996). Diese geschichtliche Entwicklung legt nahe, warum die Erforschung des ethnischen Unternehmertums ihren Ursprung in den USA hat (Volery, 2007, p. 31).
Die über die Jahre abgeflachte Forschungsaktivität in Bezug auf die ethnischen Ökonomien erlebt seit den 1970ern ein Revival (Haberfellner, et al., 2000, p. 1). Diese wiederaufblühende Entwicklung in den USA griff auf andere europäische Länder über. Grossbritannien gilt als erstes europäisches Land, welches sich dem ethnischen Unternehmertum im urbanen Kontext gewidmet hat und das ethnische Unternehmertum als eine Möglichkeit für die Revitalisierung der heruntergekommenen Stadtteile einzusetzen wusste (Haberfellner, et al., 2000, p. 11; Wenter, 2011, p. 20).
Bis ins 19. Jahrhundert war der europäische Kontinent mit der grossen Auswanderung konfrontiert, und so blieb er weitgehend homogen (Volery, 2007, p. 31). Doch das Blatt wendete sich nach dem Zweiten Weltkrieg, als Europa neu aufgebaut werden musste und die Wirtschaft einen Aufschwung erlebte...