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Stand: 2020-02-01
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Harald Beer

"Auch ich war ein Nazi"


Eine Zeitzeugen-Dokumentation 1933-1955
2016. 251 S. s/w-Abb. 22 cm
Verlag/Jahr: LEIPZIGER UNIVERSITÄTSVERLAG 2016
ISBN: 3-9602302-4-9 (3960230249)
Neue ISBN: 978-3-9602302-4-3 (9783960230243)

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Die Zeit der Inhaftierung im sowjetischen Speziallager Sachsenhausen ist zweifellos der gravierendste Einschnitt im Leben von Harald Beer. Als unschuldiges Opfer der Willkür des stalinistischen Terrorsystems beginnt er zu ahnen, was die Opfer des nationalsozialistischen Terrors am gleichen Ort Jahre zuvor erlitten haben müssen und wird zunehmend von dem Gedanken umgetrieben, wie solche Terrorsysteme entstehen können. Von hier ist es nur ein Schritt zur Frage nach einer eigenen Mitschuld. Dabei kommt der Autor zu einer bemerkenswerten selbstkritischen Einsicht: "Ich beschuldige mich selbst nicht für etwas, was ich getan habe; aber ich schäme mich für das, was ich nicht getan habe."
Mit detailliert geschilderten Erinnerungen an seine Kindheit im "Dritten Reich" widerspricht Harald Beer der so oft gehörten Ausrede, man "habe ja nichts gewusst". Er erzählt vielmehr, dass ihm trotz seines jugendlichen Alters zunehmend durchaus bewusst wurde, dass Millionen Deutsche als Nutznießer des Systems über dessen offensichtliches Unrecht hinwegschauten.
Die auf zwei Zeitebenen angesiedelten Erfahrungen des Autors - seine Rückschau in die Jahre bis 1945 und parallel dazu das penible Aufzeichnen des grausamen Alltages im Gewahrsam der Besatzungsmacht - verschmelzen zu einem ganz besonderen Zeugnis und regen die Nachgeborenen zur Auseinandersetzung mit diesen historischen Entwicklungen an. Dabei wird weder plakativ angeklagt noch simpel gegeneinander aufgerechnet, sondern vor allem jedweder Terror in seiner Unmenschlichkeit offengelegt - im Wunsch, dass diese Einsichten ein Baustein werden, den Weg in eine bessere Zukunft zu befestigen.
Beer, Harald
Weil der BRD-Bürger Harald Beer uneigennützig und spontan Menschen zur Flucht aus der Sowjetischen Besatzungszone bzw. aus der DDR verhelfen wollte, wurde er von den ostdeutschen Behörden zweimal in Haft genommen. Im Januar 1950 entließ man ihn einundzwanzigjährig und mit Lungen-TBC aus Sachsenhausen. Zunächst studierte er an der Deutschen Hochschule für Politik und der Freien Universität Berlin, dann holte ihn die TBC ein. Seine berufliche Laufbahn begann 1963 nach der Entlassung aus der DDR-Haft: Verkaufsleiter, Verkaufstrainer und Ausbildungsleiter, dann selbstständig im vergleichbaren Bereich. Mit Erreichen des Rentenalters widmete er sich den Arbeiten an seinem ersten Roman.