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Fredrika Bremer, Sabine Grauer (Beteiligte)

Unter blühenden Alleen


Reisen durch Deutschland und die Schweiz
Übersetzung: Grauer, Sabine
1. Auflage. 2018. 168 S. einige farb-Abbildungen. 220 mm
Verlag/Jahr: EDITION ERDMANN 2018
ISBN: 3-7374-0045-8 (3737400458)
Neue ISBN: 978-3-7374-0045-9 (9783737400459)

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Als Fredrika Bremer 1821 mit ihren Eltern und Geschwistern zu einer Bildungsreise quer durch Deutschland bis in die Schweiz aufbricht, ist dies der Auftakt zu einer ausgedehnten Reisetätigkeit, die die spätere Schriftstellerin und Frauenrechtlerin bis nach Nordamerika und Kuba (1849-1851) sowie nach Palästina (1859) führen wird. In treffenden Charakterzeichnungen und lebendig geschilderten Naturszenen hält die junge Schwedin auf dem Weg von Stralsund über Rostock, Hannover, Kassel, Marburg, Frankfurt, Darmstadt, Heidelberg und Freiburg bis in die Schweiz ihre aufmerksamen Eindrücke von Land und Leuten fest. Sie zeigt sich von der Burgromantik ebenso fasziniert wie von der blühenden Landschaft, architektonischen Glanzstücken und geschichtsträchtigen Stätten.

Von Bremers späteren Deutschlandreisen 1832, 1846 und 1862 zeugen kurze, bewegende Briefe und Notizen, die persönliche Schicksalsschläge der Autorin ebenso offenbaren wie ihr sozial-diakonisches Engagement und Gespür für die politische Stimmung im vorrevolutionären Deutschland. Da ist sie bereits eine weltweit bekannte Schriftstellerin und engagierte Kämpferin für die Rechte der Frau.
Es ist nun einmal so - und das spüre ich seit meiner Kindheit -, dass ich danach hungere und dürste, glückliche Geschöpfe zu sehen, und dass ich glücklich bin, wenn ich welche finde. Wo immer ich auf meinem Weg durch die Welt einen Menschen treffe, muss ich ihn immer - offen oder heimlich - fragen: Bist Du glücklich? So habe ich auch auf meinem Weg durch Deutschland gefragt: den dicken Bankier und Millionär in Hamburg ebenso wie den armen Fuhrmann im Mündnertal. Die eingebildete Art und der unzufriedene Gesichtsausdruck des Ersteren waren Antwort genug auf meine stumme Frage. Letzterer zuckte nur mit den Achseln: "Wer ist schon glücklich?" Dieses Achselzucken und diese Antwort ziehen sich durch das Menschengeschlecht.

Dennoch habe ich viele Menschen gesehen, die glücklich waren, aber den glücklichen Menschen, der in einem höheren Sinne glücklich ist, habe ich noch nicht gesehen. Werde ich ihn am Ziel meiner Reise, am Rheinstrand finden?

Am Rhein, am Rhein, da wachsen unsre Reben; / Gesegnet sey der Rhein, gesegnet sey der Rhein!

So beginnt ein Lied, das ich als Kind von meinem Vater gehört habe und das ich singen und lieben lernte, ohne es zu verstehen. So sang es nun in mir, als ich mit den Meinen an einem schönen Augusttag auf dem Dampfschiff Concordia den Rheinstrom hinunterglitt, von der stattlichen alten Reichsstadt Mainz in Richtung Marienberg, dem Ziel unserer Reise. Währenddessen machten brennende Hitze, glitzernde Wellen, frohe Gesellschaft, reich gedeckte Tische und Musik die Fahrt zu einem ununterbrochenen Fest. Frohe Hoffnungen, die sich wie ein Regenbogen vor dunklem Hintergrund wölbten, mischten sich in die feierlichen Gefühle, und mich beschlich die Ahnung, dass wir Grund haben würden, den Rhein zu segnen.

Was suchten wir nun an seinen Ufern? Nicht die Trauben der Freude, sondern der Gesundheit suchten wir für eine von uns, die Jüngste und am meisten Geliebte, und damit zugleich häusliches Wohl und häusliche Freude, den besten Wein des Lebens. Auf der Suche danach reisten wir in das Bad Marienberg. Nun habe ich mich niedergesetzt, um Dir das eine oder andere von Wasser und Wein am Rhein zu erzählen.