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Ingrid Zebinger-Jacobi ist eine junge Autorin, die mit diesen Kurzgeschichten eine Sammlung klangmächtiger Texte vorlegt, mit denen sie gekonnt Stimmungen erzeugt. Das Gemeinsame an diesen Texten sind Übergänge - Übergänge zwischen Traum und Wirklichkeit, Erdachtem und Erlebtem, zwischen Gegenwärtigem und Vergangenem ... Sie spaziert unbekümmert und einfühlsam zugleich in ungewöhnliche Themenwelten; humorig, spürig und mit sicherer Hand entwickelt sie faszinierende Charaktere, die teils ungewöhnliche Entscheidungen treffen. Selbst wenn das Irre, Irrwitzige und Irrationale unvermutet in die Realität einbricht - die Autorin zeichnet auch das mutig und konsequent auf, und sie tut das mit Musik in den Sätzen, ohne auch nur ein Wort über Musik zu verlieren.

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Das Meer unter ihr bewegte sich auf sie zu. Man bemerkte die Flut kaum an diesen langen Sandstränden. Nur die Felsen, die von Seegras bewachsen waren und am Nachmittag weit von der Brandung entfernt waren, erzählten von den Gezeiten. Es war ein Strand der leisen Flut. Das Meer wurde vom Mond gepackt, mit allem, was in ihm war.
(Aus: "Die Heidelbeergleichung")

Ich sehe dein Gesicht. Manchmal fühle ich es auf dem meinen, wie eine Maske, ich lächle dein Lächeln, ich spüre dein Lachen in meiner Kehle, ich putze mir deine Zähne, doch jetzt, im Park, da lese ich wie du, da stehe ich wie du geduckt hinter einer Hecke und warte darauf, dass ich vorbeigehe, damit ich dich nicht sehe.
(Aus: "Einerlei. Zweierlei")

Es war ein Schiffbruch, der vollkommen war, der keinen Sturm gebraucht hatte, nur Zeit. (Aus: "Ohne Netz")

Ich bin ich einzig durch deine Abwesenheit.
(Aus: "Das kann kein Zufall sein")

Der Urteilsspruch war schrecklich. Ich sollte mit Äpfeln beworfen werden, bis mir meine Liebe ausgetrieben sein würde. Schon hoben die Ersten den Golden Delicious, schon hoben andere die Granny Smith und Gala-Äpfel.
(Aus: "Winterwerdung versus Kafka")

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Zebinger-Jacobi, Ingrid
Ingrid Zebinger-Jacobi wurde 1978 in Graz geboren. Nach einer ländlich geprägten Jugend in der Steiermark und im Burgenland studierte sie in ihrer Geburtsstadt Musik (Orgel), Anglistik und Italienisch; später arbeitete sie dort auch als Übersetzerin. Bereits in ihren frühen Zwanzigern begann Zebinger-Jacobi zu schreiben. Musik und Lyrik sind ihre ursprüngliche Heimat; der Blick auf den Menschen und das zutiefst Menschliche stehen im Mittelpunkt. Mediterranes und die heimatliche Welt ihrer Kindheit und Jugend stellen intensive Gegenpole in ihren Texten dar. Zebinger-Jacobi lebt und schreibt in Wien.

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