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Iunona Guruli, Aka Morchiladze (Beteiligte)

Reise nach Karabach


Übersetzung: Guruli, Iunona
2018. 180 S. 207 x 131 mm
Verlag/Jahr: WEIDLE VERLAG 2018
ISBN: 3-938803-87-8 (3938803878)
Neue ISBN: 978-3-938803-87-5 (9783938803875)

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"Laß uns fahren, laß uns doch fahren!"
Tiflis 1992: Die Regierung von Swiad Gamsachurdia ist zerbrochen, der Präsident außer Landes geflohen. Es herrscht Anarchie, paramilitärische Einheiten der Sakartwelos Mchedrioni (Georgische Reiter) patrouillieren durch Tiflis.In dieser Situation läßt sich der junge Georgier Gio von seinem ausgeflippten Freund Goglik dazu überreden, in seinem alten Lada mit ihm nach Aserbaidschan zu fahren. Dort wollen sie günstig Drogen einkaufen und nach Georgien schmuggeln. Der Plan ist, noch am selben Abend zurück zu sein. Die Verhältnisse in der Region sind jedoch verworren, Bürgerkrieg und Chaos erschweren und erleichtern zugleich ihr Vor haben. Gio und Goglik müssen zahlreiche Grenzen - darunter auch semioffizielle - passieren, Mittelsmänner aufsuchen und zu allem Überfluß den richtigen Weg durchs dunkle Niemandsland finden. Als sie die Orientierung völlig verloren haben und plötzlich auf sie geschossen wird, nimmt der Ausflug eine spannende Wendung ...
Das Roadmovie wird zum Kriegsfilm.

Der meistgelesene georgische Roman der letzten Jahrzehnte.

Aka Morchiladze kommt zur Leipziger Buchmesse 2018.

"Gios in geopolitischen und emotionalen Konflikten durchlebter Reifeprozeß ist sowohl unterhaltsam wie auch erhellend in bezug auf die ethnischen Spannungen in dieser Region. Sein wachsender Zynismus und seine Verzweiflung versinnbildlichen darüber hinaus Georgiens inneren Kampf zwischen diversen gesellschaftlichen Gruppen, die sich um die Macht streiten. Wie Morchiladze ironisch andeutet, führt der Kampf um Freiheit hin und wieder zu mehr Einschränkungen als die Unterdrückung, der man zu entkommen versucht." (The Independent)
Wir fuhren noch eine Weile, der Weg verschwand fast, wir fuhren über eine Wiese oder so einen Scheiß. So was hatte ich noch nie gesehen. Ich fuhr einen großen Kreis und entschloß mich umzukehren. Keine Ahnung, wie ich überhaupt noch fahren konnte. Ich schaltete runter, und plötzlich schrie Goglik:
"Auto, Bruder, ein Auto!"Ich hielt an. Ich wußte nicht, was tun. Sollte ich näher ranfahren oder abhauen? Wir hatten ja Kohle mit. Georgische Kennzeichen, Krieg, was weiß ich. Sogar die Scheinwerfer machte ich aus. Aber es war klar, daß der Wagen uns bemerkt hatte. Deshalb hatte das keinen Sinn mehr.
"Was sollen wir machen?"
"Weiß nicht."
Es war zehn Uhr, kurz nach zehn. Nach unserem Verständnis nicht so spät. Goglik nahm die Tüte mit Geld und stopfte sie irgendwo hinten rein.
"Gehen wir hin und fragen nach dem Weg. Der ist bestimmt aus dieser Gegend."
"Aus dieser Gegend? Wir haben seit zwei einhalb Stunden kein Dorf mehr gesehen."
Es war ohnehin zu spät. Der Wagen näherte sich uns. Ich machte die Scheinwerfer an. Es war eine Art Jeep. Der ganze vordere Teil war voller Schlamm. Ich verstand sofort, daß es kein normales Auto war, nicht das, was Goglik dachte. Es hatte sofort umgedreht, als man uns bemerkte. Das war kein Wagen eines tatarischen Viehhändlers. Sofort ließ ich den Motor an und wendete mit quietschenden Reifen. Sie waren schon nah, und ich begriff, daß uns ganz schön was bevorstand.
"Was tust du? Was tust du?" begann Goglik zu schreien.
Ich gab sinnlos Gas. Ich ahnte und befürchtete schon einiges. Aber alles war zu spät. Kaum hatte ich das Lenkrad geradegestellt und in den Spiegel geschaut, da schossen sie schon auf uns. Es war ein Maschinengewehr. Goglik sackte nach vorne, und ich dachte, er wäre getroffen.
"Häng sie ab, diese Dreckschweine!" schrie er plötzlich, und ich fuhr wie verrückt weiter. Sie waren sehr nahe. Auch ihr Wagen war nicht schlecht, ein richtiger Geländewagen. Plötzlich schossen sie wieder. Wahrscheinlich wollten sie die Reifen durchlöchern, haben aber nicht getroffen. Ich weiß bis heute nicht, welcher Teufel mich geritten hat, daß ich anhielt. Viel leicht weil Goglik im Wagen saß, vielleicht auch weil ich keine Ahnung hatte, wohin ich abhauen sollte.