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Lynn Austin, Dorothee Dziewas (Beteiligte)

Wüstenschwestern


Übersetzung: Dziewas, Dorothee
2018. 447 S. 21.5 cm
Verlag/Jahr: FRANCKE-BUCHHANDLUNG 2018
ISBN: 3-9636200-0-5 (3963620005)
Neue ISBN: 978-3-9636200-0-3 (9783963620003)

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Chicago / Wüste Sinai, 1892: Rebecca und Flora Hawes sind Schwestern, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.
Während Rebecca von einem unstillbaren Wissensdurst getrieben wird, ist Flora von dem Wunsch beseelt, die Not der Armen zu lindern. Doch eines verbindet sie: Ihre Leidenschaft fürs Reisen. Amerika, Europa, den Orient - unzählige Orte haben sie bereits gemeinsam bereist. Doch noch nie standen sie vor so großen Herausforderungen wie bei ihrer aktuellen Reise. Die Wüste Sinai verlangt ihnen alles ab.
Trotzdem ist Aufgeben keine Option. Denn sie sind einer verschollenen Schriftrolle auf der Spur, die ein für alle Mal beweisen könnte, dass die Bibel wahr ist. Und mit der Rebecca den Mann ihres Herzens endlich für sich gewinnen
könnte.
Kapitel 1
Die Wüste Sinai
1890

Rebecca Hawes lag wach in ihrem Zelt, überzeugt davon, dass der heulende Wind gleich ihr ganzes Lager in die Luft wirbeln und bis zum anderen Ende der Wüste schleudern würde. Vor dem Eingang ihres Zeltes erstreckte sich die Einöde der Sinaihalbinsel Tausende Kilometer weit, von ihrer Heimat Chicago eine ganze Welt entfernt. Der Sand prasselte auf die Plane; der dicke Stoff flatterte im Wind, als wollte er abheben. In der Dunkelheit blickte Rebecca sich mit großen Augen um. Sie sah nichts. Der Sandsturm löschte jeden Strahl von Sternenlicht oder Mondschein aus, sodass die Finsternis geradezu biblisch wirkte wie eine der Plagen, mit denen Gott die Ägypter bestraft hatte - eine Finsternis, die man fühlen konnte. Sie hatte gedacht, mit ihren fünfundvierzig Jahren würde sie noch mindestens zwanzig Jahre leben, aber dieser Sturm könnte ihr Ende sein. Schade. Sie hatte gehofft, noch so viel zu erreichen.
Sie dachte an das luxuriöse Hotelzimmer, das sie vor zwei Tagen in Kairo zurückgelassen hatte, und verstand jetzt, warum die Israeliten nach Ägypten hatten zurückkehren wollen, nachdem sie in der Wüste ihre Zelte aufgeschlagen hatten, auch wenn das bedeutete, versklavt zu sein. Mose hatte sie zum Berg Sinai geführt, damit sie dort Gott anbeteten, und sie war auf dem Weg zum Katharinenkloster, das an derselben Stelle errichtet worden war. Die jahrhundertealte Geschichte, die diesen mystischen Ort prägte, faszinierte sie. Man stelle es sich nur vor - Kaiser Justinian hatte die Kirche der Heiligen Katharina im Jahr 557 erbauen lassen! Rebecca hoffte, sie würde die Nacht überleben, um diese Kirche zu sehen.
Ein merkwürdig hämmerndes Geräusch erregte Rebeccas Aufmerksamkeit, ein Stakkatorhythmus, der sich zu dem tosenden Wind und der im Sturm flatternden Zeltplane gesellte. Als sie das Geräusch erkannte, war es beruhigend - die beduinischen Führer der Karawane befestigten die Heringe, die sich im Sturm gelöst hatten. Vielleicht würde sie doch nicht weggeweht werden. Wie die Männer in dieser völligen Dunkelheit überhaupt etwas sehen konnten, war ihr ein Rätsel. Sie hörte, wie sie mit ihren Kamelen sprachen. Die Tiere zischten und knurrten als Erwiderung. Scheußliche Biester!
Dann kam ihr ein neuer Gedanke: Was, wenn der Sand sich um ihr Zelt anhäufte und dabei sie, die Ausrüstung, die Führer und sogar die Kamele unter sich begrub?
Mit einer Handbewegung wischte sie diesen Gedanken beiseite. Es gab weitaus schlimmere Arten zu sterben.
"Becky? Bist du wach?", flüsterte ihre jüngere Schwester Flora. Sie lag auf einem Feldbett keinen Meter entfernt und doch war sie in der Dunkelheit unsichtbar.
"Ja, ich bin hier." Rebecca streckte die Hand nach dem Klang von Floras Stimme aus und fand ihren Arm, den sie beruhigend tätschelte.
"Das ist ein richtiges Abenteuer, nicht wahr?", fragte Flora.
Rebecca hörte das unterdrückte Lachen in Floras Stimme und grinste. "Ja, ich glaube, die Bezeichnung ist ziemlich zutreffend." Sie lachte laut auf und vergrub dann das Gesicht in ihrer Decke, um das Geräusch zu dämpfen. Sie konnte hören, dass Flora es ebenso machte. Es war, als wären sie wieder Schulmädchen, die im dunklen Schlafsaal tuschelten, und nicht zwei Schwestern mittleren Alters.
"Wenn unsere Quäkerfreunde uns jetzt sehen könnten ...", prustete Flora.
"Sie würden uns in die Irrenanstalt stecken!"
"Ich finde, Thomas Cook sollte Sinai-Reisen mit Beduinenkarawane in sein vornehmes Programm aufnehmen", schlug Flora vor. "Meinst du nicht auch?"
Bei dem Gedanken musste Rebecca wieder laut lachen, doch auch diesmal dämpfte sie das Geräusch ganz schnell.
"Schhh ... sonst wecken wir Kate auf", flüsterte Flora.
"Ich bin schon wach, Miss Flora." Kate klang verärgert.
"Oh, tut mir leid, meine Liebe. Aber wenn ich daran denke, wo wir sind und wie absurd dieser Sturm ist ..."
"Genau. Sollten wir nicht lieber Besuche machen oder Spenden für eine deiner Wohltäti