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Neuerscheinungen 2018

Stand: 2020-02-01
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Stefanie Mohr

Tödliche Kristalle


Hackenholts siebter Fall. Nürnberg-Krimi
3. Aufl. 2018. 284 S. 20.3 cm
Verlag/Jahr: EDITION GELBES SOFA 2018
ISBN: 3-9816768-0-7 (3981676807)
Neue ISBN: 978-3-9816768-0-8 (9783981676808)

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Vom Grund der Pegnitz wird eine Wasserleiche geborgen. Niemand scheint den Toten zu vermissen. Als das Team um Kriminalhauptkommissar Frank Hackenholt schließlich den entscheidenden Hinweis zur Identität des Opfers erhält, stellen die Beamten überrascht fest, dass dessen Wohnung leergeräumt ist - doch im Keller finden sie Fotoalben, die von einem ungewöhnlichen Leben zeugen.
Dann geht im Annapark ein Koffer in Flammen auf, und ein Mensch verbrennt bis zur Unkenntlichkeit. Der Wettlauf gegen die Zeit hat begonnen. Denn die Täter setzen alles daran, sämtliche Spuren hinter sich für immer auszulöschen.
Wilhelm Sanders tippelte den schmalen asphaltierten Weg entlang, vorbei an den Altglas- und Altkleidercontainern. Von der anderen Seite des kleinen Parks drangen gedämpfte Verkehrsgeräusche zu ihm. Es war schummrig, das Laub der Bäume hielt das Licht der Straßenlaternen zurück. Bennies helles Fell wurde zu einem beigen Punkt am rechten Rand der Grünanlage. Ganz in seinem Element schnüffelte der Hund an einem Baum, markierte ihn und lief zum nächsten, um dasselbe wieder zu tun.
Als Sanders ihn fast eingeholt hatte, hob der Wolfsspitz plötzlich den Kopf und wandte ihn wachsam in Richtung Rasenfläche. Er bellte zweimal, dann rannte er los. Im selben Moment schoss eine Stichflamme gut vier Meter in den dunklen Nachthimmel.
Wilhelm Sanders blieb wie angewurzelt stehen. Sekundenlang starrte er mit weit aufgerissenen Augen auf die hell lodernden Flammen. Mehr nahm er zunächst nicht wahr. Dann hörte er Bennie wie von Sinnen bellen und sah ihn um das Feuer rennen. Der alte Mann zerrte sein Handy aus der Jackentasche und wählte den Notruf.
Bis die erste Polizeistreife eintraf, schaffte Sanders es, Bennie einzufangen und anzuleinen. Das Feuer hatte in der kurzen Zeit viel von seiner Kraft verloren, die Flammen züngelten nur noch auf Lagerfeuerhöhe. Der jüngere der beiden Streifenbeamten holte den Feuerlöscher aus dem Kofferraum, aber sein Kollege hielt ihn zurück. In der Ferne waren bereits die Sirenen der Löschfahrzeuge zu hören.
´Haben Sie gesehen, wer das Zeug angezündet hat?´, fragte der ältere Polizist Wilhelm Sanders.
´Es wird ein Jugendlicher gewesen sein´, brummte der Alte ausweichend.
Der Beamte nickte und drehte sich zum Einsatzwagen des Brandmeisters um, der von der Pillenreuther Straße aus über den Asphaltweg zu ihnen fuhr. Die großen Fahrzeuge hielten auf der Hauptstraße, die Männer kamen zu Fuß die wenigen Meter in den Park.
Zwei Minuten später hatten sie das Feuer mit einem Handgerät gelöscht. Im Schein der Fahrzeuglichter war nun deutlich zu erkennen, was das Brandgut gewesen war: ein Koffer. Kein Hartschalenkoffer, sondern ein Koffertrolley aus Kunstfasern.
´Wer räumt den Dreck weg?´, fragte der jüngere Polizist.
´Darum sollen sich die Herrschaften vom Servicebetrieb Öffentlicher Raum morgen früh kümmern´, antwortete ein Feuerwehrmann. ´Bis dahin ist der Koffer ausreichend abgekühlt.´ Er bückte sich und griff mit seinen dick behandschuhten Fingern nach dem verkohlten Deckel, während sein Kollege ihn mit einem Werkzeug zu öffnen versuchte, damit sie den Inhalt auf ein etwaiges Glutnest prüfen konnten. Das Kunststoffgewebe war nicht verbrannt, sondern geschmolzen und widersetzte sich den Männern eine Weile. Aber schließlich schafften sie es doch, das Oberteil zu lösen. Im selben Moment stieß einer der beiden Feuerwehrmänner einen überraschten Laut aus und richtete sich auf.
´Ja, pfui Teufel!´ Auch sein Kollege machte einen Schritt zurück und verzog angewidert das Gesicht.
Alarmiert trat der ältere Polizist vor und ließ den Schein seiner hellen Taschenlampe über das Innere des geöffneten Koffers gleiten. Der Lichtstrahl erfasste etwas Rundes, Schwarzes: einen stark verkohlten menschlichen Kopf und Schultern. Die Haut war nicht mehr vorhanden, man blickte direkt auf die geröteten Muskelstränge. Der Beamte sog scharf die Luft ein. Bevor sich ihm noch mehr Details ins Gedächtnis einbrennen konnten, drehte er sich zu seinem Kollegen um. ´Ruf den Kriminaldauerdienst, hier ist ein Mensch verbrannt worden.´