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Wolfram Groddeck, Hans-Joachim Heerde, Barbara von Reibnitz, Robert Walser (Beteiligte)

Kritische Robert Walser-Ausgabe (KWA) Kritische Ausgabe sämtlicher Drucke und Manuskripte


Drucke in der Prager Presse, 2 Bde. Im Auftrag der Stiftung für eine Kritische Robert Walser-Ausgabe
Herausgegeben von Heerde, Hans-Joachim; Reibnitz, Barbara von; Groddeck, Wolfram
2019. 843 S. 6 Abb. 20.4 cm
Verlag/Jahr: SCHWABE VERLAG BASEL; STROEMFELD 2019
ISBN: 3-7965-3777-4 (3796537774)
Neue ISBN: 978-3-7965-3777-6 (9783796537776)

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Von größter Bedeutung für Walsers schriftstellerische Entwicklung in der 2. Hälfte der 1920er Jahre war seine Verbindung zur Feuilletonredaktion der "Prager Presse". Über 200 Beiträge, weit mehr als in irgendeiner anderen Zeitung, sind dort erschienen. Diese hohe Präsenz hatte ihren Grund im besonderen kulturpolitischen Auftrag dieses Feuilletons. Der Kulturteil der nach Gründung der tschechischen Republik ins Leben gerufenen, mit staatlichen Mitteln finanzierten Zeitung sollte einerseits die Bindung der deutschsprachigen Minderheit an den tschechischen Staat befördern, andererseits im Ausland das hohe Niveau des tschechisch-deutschen Kulturlebens repräsentieren. Die Redaktion war daher mit den entsprechenden Mitteln ausgestattet und um namhafte Beiträger bemüht. Ein breites Spektrum der literarischen Moderne von Peter Altenberg bis Stefan Zweig war hier vertreten.

Die Lektüre im Kontext dieser Zeitung eröffnet neue Perspektiven auf Walsers späte Berner Prosa, etwa auf die besondere Nähe ihrer "poetologischen Modernität" zu den avantgardistischen Bestrebungen der Prager Literatur- und Kunstszene nach 1918. Auch genrespezifische Fragen und Beobachtungen lassen sich mit Walsers Prager Veröffentlichungen verbinden. So sind die zahlreichen Gedichte, die (fast) nur hier zu lesen waren und die eine neue Periode der lyrischen Produktion in Walsers Spätwerk hörbar werden lassen, eine Besonderheit der Veröffentlichungen in der "Prager Presse". Aber auch die übrigen Publikationen in der "Prager Presse" bilden innerhalb von Walsers Spätwerk ein eigenes Corpus, das sich beispielsweise von den Publikationen in der "NZZ" oder im "Berliner Tageblatt" signifikant unterscheidet.

Da ein großer Teil der Druckmanuskripte in der Sammlung des Chefredakteurs Arne Laurin überliefert ist, ist hier ein analytischer Vergleich von Zeitungsdrucken und Manuskripten (die in KWA V.2 ediert werden) in einzigartiger Weise möglich.

Das Editorische Nachwort charakterisiert die Zeitung und Walsers Beziehung zu ihr. Der Dokumentarische Anhang versammelt die zahlreichen Briefe an den Feuilletonredaktor Otto Pick und weitere Zeugnisse, die über diese Beziehung Aufschluss geben können oder Aussagen zu bestimmten Texten enthalten.

Die elektronische Edition enthält die Faksimiles der originalen Zeitungsdrucke.
Wolfram Groddeck ist Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Zürich, ist Präsident der "Robert Walser-Gesellschaft" in Zürich und Stiftungsrat der historisch-kritischen Gottfried Keller-Ausgabe in Zürich.

Robert Walser, geb. 1878 in Biel geboren, gest. 1956, absolvierte nach seiner Schulzeit eine Banklehre und arbeitete als Commis in verschiedenen Banken und Versicherungen in Zürich. Seine ersten Gedichte, die 1898 erschienen, ließen ihn rasch zu einem Geheimtipp werden und verschafften ihm den Zugang zu literarischen Kreisen. Nach Erscheinen seines ersten Buches folgte er 1905 seinem Bruder Karl nach Berlin, der dort als Maler und Bühnenbildner den Durchbruch erzielt hatte. In rascher Folge publizierte Walser nun drei Romane. Infolge einer psychischen Krise geriet Walser Anfang 1929 gegen seinen Willen in die Psychiatrie, deren Rahmen er nie mehr verlassen konnte. 1933 von der Berner Klinik Waldau nach Herisau verlegt, gab er das Schreiben vollständig auf und
lebte dort noch 24 Jahre als vergessener anonymer Patient.