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Neuerscheinungen 2019

Stand: 2020-02-01
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Wilhelm Habbo Hotes

WOLFSBACH IST NICHT KYOTO


Kriminalgeschichte
Neuausg. 2019. 222 S.
Verlag/Jahr: VERLAG AM RANDE E.U.; VERLAG AM SIPBACH 2019
ISBN: 3-903259-11-X (390325911X)
Neue ISBN: 978-3-903259-11-9 (9783903259119)

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Die bildhübsche Japanerin Mamiko Akasaki zieht von Kyoto über Wien nach Wolfsbach, um dort ihr Glück zu finden. Gefunden wird sie vom Pensionisten und Pilzsammler Hermann Hartig. Tot unter einer Fichte in St. Michael am Bruckbach.
Was hat Mamiko bewogen, von Kyoto nach Wolfsbach zu ziehen? Und welche Rolle spielt Hermann Hartig in ihrem Leben?
Der Roman trägt autobiographische Züge, ist aber auch als Hommage an Wolfsbach und das Mostviertel zu verstehen. Außerdem gibt er Einblick in das geschäftliche Denken japanischer Konzerne.
Amstetten, 12. September 2016

Gute Laune konnte man dem Chefinspektor Schöngruber von der Bezirkshauptmannschaft Amstetten an diesem, was das Wetter betraf, doch recht brauchbaren Septembermorgen nicht gerade nachsagen. Er war jetzt 59 Jahre alt, 1, 85 m groß, wog ca. 80 kg und wirkte mit seinen grau melierten Haaren und einer gesunden Hautfarbe noch recht jugendlich. Ein Mann, nach dem sich selbst jüngere Frauen noch umdrehten. Vor einem Jahr hatte er um den in Österreich so weit verbreiteten Vorruhestand angesucht, und dann das:
"Sehr geehrter Herr Chefinspektor. Leider können wir wegen Personalmangel im Polizeiapparat Niederösterreichs Ihrem Ansuchen um eine frühzeitige Pensionierung nicht nachkommen. Wir bedauern, Ihnen keinen positiveren Bescheid geben zu können, und verbleiben ..." bla, bla, bla.
Der Innenminister hatte aus Kostengründen den Personalstand bei der Polizei ziemlich drastisch reduziert, und nun konnten die Arbeiten sowohl bei der Bereitschafts- als auch der Kriminalpolizei nicht fristgerecht erledigt werden. Somit mussten Überstunden gemacht werden, was die ohnehin schon überlastete Polizei noch mehr unter Druck setzte. Zu allem Überfluss hatte sein langjähriger Assistent und Stellvertreter, Inspektor Franz Wagner, ein Versetzungsgesuch ins Waldviertel eingereicht, und das war natürlich genehmigt worden. In Ottenschlag war die Stelle des Postenkommandanten neu zu besetzen, und Wagner konnte dafür hervorragende Referenzen vorweisen.
Schöngruber hatte bei seiner vorgesetzten Behörde in St. Pölten ordentlich Dampf abgelassen, bis man ihm schließlich zusagte, einen Ersatz für Wagner zu besorgen. Gestern war nun die Bestätigung aus St. Pölten gekommen: "Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Ihnen Inspektorin Regina Meissner mit sofortiger Wirkung zugeteilt wird. Fräulein Meissner kommt direkt von der Polizeischule in St. Pölten, die sie mit ausgezeichneten Leistungen absolviert hat. Wir wünschen Ihnen und Ihrer neuen Kollegin eine angenehme und erfolgreiche Zusammenarbeit."
Josef Schöngruber war alles andere als ein Macho, aber in seinen letzten Dienstjahren mit einer jungen, wahrscheinlich völlig unerfahrenen Frau zusammenarbeiten zu müssen, entsprach nicht gerade seinen Vorstellungen eines ruhig endenden Dienstlebens. Außerdem hatte er erfahren, dass der Vater von Fräulein Meissner der amtierende Primar für Intensivmedizin am Klinikum St. Pölten war. Möglicherweise hatte der gute Mann mit an der Schraube gedreht, die es Regina Meissner ermöglichte, sofort nach ihrem Abschluss an der Polizeischule einen Stellvertreterposten in Amstetten zu bekommen.
Seine Frau Maria lächelte still in sich hinein, als sie von der neuen Situation erfuhr. "Na ja, eine jugendliche Mitarbeiterin, möglicherweise hübsch und intelligent, da werde ich dich wohl des Öfteren in der Kraftkammer sehen."
Schöngruber konnte über solche Spitzen nicht wirklich lachen. So viele Jahre hatte er erfolgreich mit Wagner zusammengearbeitet, vor zwei Jahren hatten sie noch diesen Mordfall in Biberbach zusammen mit der deutschen Polizei zügig lösen können, waren sogar von St. Pölten dafür belobigt und ausgezeichnet worden, und nun sollte er sich mit einem Backfisch abgeben. Nein, richtig gut gelaunt war Schöngruber an diesem Morgen nicht.
Regina Meissner sollte um 12 Uhr mit dem Zug aus St. Pölten in Amstetten eintreffen, Schöngruber wollte sie selbst abholen, ein guter Eindruck zu Beginn einer Zusammenarbeit würde sicherlich nicht schaden. Von der Bezirkshauptmannschaft zum Bahnhof waren es nur fünf Gehminuten, aber Frauen haben grundsätzlich zu viel Gepäck mit, und deshalb nahm Schöngruber den Dienstwagen.
Der Railjet der ÖBB lief pünktlich auf Bahnsteig 2 ein. Schöngruber schaute sich um, als Erkennungszeichen hatte er die Amstettener Ausgabe der "Tipps" in der Hand, eine in der Umgebung sehr angesehene Zeitung, die hauptsächlich über die Ereignisse im Bezirk berichtete.