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Neuerscheinungen 2019

Stand: 2020-02-01
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Alexandra Huß

Schneeweiße Hand


Thriller
2019. 230 S. 210 mm
Verlag/Jahr: IMAGINE; HANSANORD 2019
ISBN: 3-947145-20-9 (3947145209)
Neue ISBN: 978-3-947145-20-1 (9783947145201)

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Schottische Wälder, flüchtende Kinder und ein Serienkiller

Scout Wizard Grappler ist gerade mal 23 Jahre alt und hat schon einen Haufen Probleme. Sie hat die Verantwortung für ihre vier jüngeren Brüder und weiß nicht weiter.

Tief in die schottischen Wälder haben sie sich zurückgezogen. Hier verstecken sie sich vor der Bedrohung, die sie so sehr fürchten, dass es ihnen vor Angst die Kehle zuschnürt.

Als wäre das nicht schon genug, verschlägt es auch noch zwei Psychiater in diese Gegend, auf der Suche nach einem gefährlichen Patienten, der von seinem Freigang nicht zurückkam. Etwas voreilig glauben sie sich schon am Ziel, doch sie ahnen nicht, dass sie in eine tödliche Falle tappen ...

"Schneeweiße Hand" ist der erste Thriller aus der Feder von Alexandra Huß.
Prolog

Er steht immer noch dort unten. Im lustlosen Grau der Nacht bewegt er sich keinen Zentimeter. Lediglich der Dampf seiner Zigarette wabert im Licht der Gaslaterne umher.
Mir ist kalt. Ich bleibe trotzdem am Fenster stehen und beobachte ihn. Zu dieser gottverdammten Stunde sollte man im Bett liegen. Doch dieses Arschloch schafft es nun seit Nächten, mich wach zu halten.
Ich nenne ihn den Mann in Schwarz. Wenn die Sonne ihre dunkle Decke überzieht, die Nacht hereinbricht, kommt er zu mir. Zu uns. Dieser Penner glaubt, ich habe Angst. Fehlanzeige. Soll er nur kommen.

Tag 1

Mr. Fitch hat für uns eingekauft. Brot und Wurst und Kä-se. Orangen für die Jungs. Trauben für mich. Frische Milch. Die Weidemilch der schottischen Kühe schmeckt irre. Obwohl ich die Viecher nicht abkann. Egal. Das Zeug ist gesund, und nur das zählt.
Einmal die Woche kommt er, meist am Donnerstag, und bringt uns Lebensmittel aus dem Dorf in der Nähe von Hawick. Mit seinem Pferdkarren wagt er sich den unge-mütlichen Weg hinauf, hoch in die Wälder von Dumfries and Galloway. Die verlassene, kleine Burgruine inmitten der saftig grünen Kiefern ist unser Zuhause geworden. Rings um den Wald karge Wildnis, ein See und die grauen Schluchten der Berge. Perfekt. Nachdem wir zwei Kannen Tee getrunken haben, verschwindet Fitch wieder.
Es wird früh dunkel hier oben, und ich muss Holz holen, damit keiner von uns krank wird. Eiskalt kann es hier drinnen werden, wenn der Ofen erst aus ist. Die Jungen lasse ich hier, sie haben heute Küchendienst. Keiner wagt zu jammern. Ich ziehe meinen Trenchcoat über und mache mich auf den Weg. Nebelschwaden begleiten mich durch den Wald, ich überquere den winzigen Friedhof und bleibe am Grab von Angus stehen. Einer jener Typen, die zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen sind. Mieser Schnüffler, denke ich und rotze auf die getrocknete Erde, stampfe wütend mit dem Fuß nach, dann laufe ich weiter.
Es duftet atemberaubend nach Holz und Erde. Nach den Ölen der Kiefernzweige. Ich bleibe an meiner Lieblings-kiefer stehen und umarme sie. Berühre die raue Rinde. Und lass schnell wieder los, weil die Erinnerung an die Hände meiner Mutter mich überwältigt.
Ich renne los. Weg von mir. In einer Holzbaracke stapeln wir die Holzscheite. Ich packe mir einen Sack voll und kehre um.
Es regnet.
Die Zwillinge Afton und Alasdair lesen ein Buch. Locky ist erst elf und hat das Malen für sich entdeckt. Bonbon-bunte Bilder zieren die kahlen Wände unserer Burg. Er kann das wirklich gut. Er sitzt gebeugt am Boden auf ei-nem Lammfell, die Zunge aus dem Mund, und kritzelt munter drauflos. Der Kamin knistert gemütlich, wir haben Brot und Suppe gemacht, zwei Kerzen flackern.
Ich mag die Schatten unserer Körper an den Wänden. Die düsteren Flecken sind unsere Gäste. Immer zugegen, wenn das Feuer brodelt.
Caspar, der Jüngste von uns allen, schläft schon. Er träumt viel und laut. Unentwegt zappeln seine Beine und Arme unter dem Laken. Manchmal wecke ich ihn und nehme Caspar mit in mein Bett. Ganz ruhig wird er dann. Er ist stumm. Weiß Gott warum. Und diese Laute in der Nacht zeigen mir, dass er beschissene Albträume hat.
Dann streichele ich sein feuerrotes Haar und summe ein Lied. Umgehend schläft er wieder ein, seine Hand fest in meiner.
Unsere roten Haare haben wir von Dad geerbt. Schlimm genug. Bis auf Onkel Chez, der vor zwei Jahren abgekratzt ist, alle rot. Er hatte schwarzes Haar. Glänzend schwarzes. Egal. Er ist tot.
Ich stehe am Fenster und sehe hinaus. Im Regen unter der Laterne steht er wieder. Dieser Typ. Wann er sich wohl endlich traut? Und was genau will er von uns? Meint er, wir sind so leicht zurückzubringen? Oder ist er ein Psycho? Das wäre mal ein bisschen Ablenkung für uns.
Ein kurzer Blick auf meine Brüder, die gerade woanders hinsehen, dann ziehe ich mein Shirt hoch. Meine dicken Brüste leuchten hell im Licht der Gaslaterne.