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Florian Rogger

To Settle Down. Die Gründe für die Migration in die israelischen Siedlungen in den besetzten Gebieten und ihre historisc


2019. 144 S. 220 mm
Verlag/Jahr: DIPLOMICA 2019
ISBN: 3-9614671-9-6 (3961467196)
Neue ISBN: 978-3-9614671-9-8 (9783961467198)

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Der Nahostkonflikt zwischen Israel und der palästinensischen Bevölkerung ist einer der zentralen Konflikte der jüngeren Weltgeschichte, der laufend internationale Schlagzeilen macht und dessen Lösung unmöglich scheint.
Ungeachtet der zahlreichen Berichte über den Konflikt, aber auch über die verschiedenen Akteure, gibt es im deutschsprachigen Raum relativ wenige Berichte und Literatur über den zentralen Aspekt des Nahostkonfliktes - die Besiedelung des Westjordanlandes - bzw. über die Motivation der dort siedelnden israelischen und/oder jüdischen Bevölkerung. Diese Motivationen werden im vorliegenden Fachbuch erläutert. Damit soll aber nicht ausschließlich die Beschreibung eines Konfliktes erfolgen, da aus den Motivationen durchaus auch Aspekte einer Lösung hervorgehen. Wie auch immer die Lösung des Konfliktes ausschauen mag: Eine eingehende Beschäftigung mit der israelischen Siedlerbewegung ist hierfür unumgänglich.
Textprobe:
Kapitel 4. Das Heilige Land und dessen Besiedlung:
Die Besiedlung des so genannten Heiligen Landes, jenes schmalen Küstenstreifens (rund 20.770 Quadratkilometer) am Mittelmeer zwischen Ägypten und Jordanien, ist so alt wie das Land selbst. Auf die antike Perspektive wird nicht weiter eingegangen, doch wie hinlänglich bekannt, werden Besiedlung und Migration bereits an unzähligen Stellen in Bibel und Koran genannt. Diese Tatsache dient bis heute vielen Gläubigen der drei monotheistischen Weltreligionen, ihre Ansiedlung zu rechtfertigen. In der Neuzeit wurde der Konflikt um die Besiedlung des Landes jedoch nicht von Anfang religiös argumentiert, vielmehr standen sich zwei konkurrierende politische Bewegungen gegenüber: der Panarabismus und der Zionismus. Letztgenannter war die Ideologie, nach welcher die Besiedlung des Heiligen Landes durch Juden erfolgen solle (die Herkunft des Wortes "Zion" ist nicht eindeutig geklärt, es gibt jedoch Interpretationen, die den Begriff mit der Stadt Jerusalem an sich, oder mit verschiedenen Orten in und um Jerusalem in Verbindung bringen). Schon vor der Etablierung des Zionismus entschieden sich Juden aus der ganzen Welt für eine Ansiedlung im Heiligen Land. Diese Siedler werden als der alte "Jischuw" bezeichnet, während der neue Jischuw mit der Etablierung des Zionismus einherging. Parallel zu dieser Einteilung gibt es jene der fünf Phasen der Aliyah (hebräisch für Aufstieg, siehe unten), mit der die Einwanderungswellen von Juden aus der ganzen Welt bis zum Jahr 1938 beschrieben werden.
Die siedelnden Juden begannen Städte in der Küstenebene oder landwirtschaftliche Kollektivsiedlungen zu gründen, doch ihre Erfolge hielten sich zunächst in Grenzen: Klima, Krankheiten und landwirtschaftliche Misserfolge stellten sie immer wieder vor ernsthafte Herausforderungen. Die Tatsache, dass in vielen der frühen Siedlungen eine große Anzahl von Arabern arbeitete, widerstrebte vielen Zionisten, doch blieb dieses Verhältnis auch nach den ersten beiden Einwanderungswellen bestehen. Darüber hinaus war zunächst die finanzielle Unterstützung durch Philanthropen wie Edmond James De Rothschild von Bedeutung, um Siedlungen vor dem finanziellen Ruin zu bewahren. Rothschild wurde schließlich zum "Vater des Jischuw", da er sich über Jahrzehnte für Siedlungen einsetzte und zu einer zentralen Figur in der zionistischen Bewegung aufstieg. 1929 wurde er zum Vorsitzenden der Jewish Agency gewählt. Parallel dazu bedurfte es des politischen Programmes Theodor Herzls, dem es damit gelang, die Migration nach Palästina in gewisser Weise zu formalisieren. Sein Manifest "Der Judenstaat" und vor allem sein "Baseler Programm" waren die Basis des politischen Zionismus, mit dem die Besiedlung des Landes und die "Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina" gelingen sollten.
In der Folge wird kurz die politische Situation vor der Staatsgründung Israels be-schrieben. Noch unter der britischen Mandatsmacht gab es bereits israelische Siedlungen, deren Position mitunter dazu diente, die eventuelle Etablierung eines zukünftigen arabischen Staates zu verhindern. Diese Tatsache und die Beschlüsse der UN-Vollversammlung vom 29. November 1947, auf der der Teilungsplan Palästinas beschlossen wurde, können als zentrale Elemente für den heutigen Konflikt bezeichnet werden. Dieser Teilungsplan sah vor, das ehemalige britische Mandatsgebiet Palästina in zwei Staaten zu teilen, nämlich in einen arabischen und einen jüdischen; die Bezeichnungen Israel und Palästina wurden zu diesem Zeitpunkt noch nicht verwendet. Mit der "Declaration of the Establishment of the State of Israel" erfolgte am 14. Mai 1948 die Gründung des Jüdischen Staates, wobei der Anspruch auf das Land schon im ersten Satz geltend gemacht und mittels einer Verquickung religiöser und politischer Aspekte begründet wurde. Darauf folgten einige Konsequenzen, die aus heutiger Sicht als "logisch" bezei