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Neuerscheinungen 2019

Stand: 2020-02-01
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Kira Hildmann

Tierschutzhunde als Therapiebegleithunde - eine Perspektive?


2019. 92 S. 220 mm
Verlag/Jahr: DIPLOMICA 2019
ISBN: 3-9614672-0-X (396146720X)
Neue ISBN: 978-3-9614672-0-4 (9783961467204)

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Hunde erschließen immer neue Einsatzmöglichkeiten in unserem Lebensumfeld. Besonders Therapiebegleithunde gewinnen zunehmend an Popularität. Labrador, Golden Retriever oder Australian Shepherd sind nur einige Rassen, die für tiergestützte Interventionen oft als geeignete Kandidaten betrachtet werden. Doch wie verhält es sich mit Mischlingen, Hunden mit Handicap oder solchen Hunden, die bereits eine bewegte Vergangenheit vorweisen? Wie geeignet sind diese Tiere, die nicht der Norm entsprechen? Dieses Buch setzt sich mit der Frage auseinander, inwieweit die Rasse und Biografie eines Hundes Einfluss auf seine Eignung als Therapiebegleithund hat. Dabei werden die verschiedenen Entwicklungsstadien sowie die Sozialisierung der Vierbeiner in den Blick genommen und anhand von Experteninterviews mit dem Alltag in verschiedenen tiergestützten Bereichen abgeglichen.
Textprobe:
Kapitel 4.2. Grundvoraussetzungen des Hundes:
Auch hier gibt es in Deutschland keinerlei allgemeingültigen Richt- und Leitlinien, die einschätzen lassen, ob der Hund sich zum Einsatz in der TGI eignet. Der Hund muss theoretisch weder geprüft werden, noch muss er für die Intervention relevante Verhaltensweisen aufweisen. Jeder Mensch muss nach derzeitiger Rechtslage für sich selbst entscheiden, ob sein Hund für die tiergestützte Arbeit geeignet ist, kann dabei jedoch eine fachkundige Person zu Rate ziehen. Diese ungeklärte Gesetzesgrundlage sorgt dafür, dass durch die Unwissenheit der An-bieter nicht immer nach tierethischen Aspekten gehandelt wird, sondern vielmehr aus dem dringenden Wunsch heraus, tiergestützt arbeiten zu wollen, ohne Rück-sicht auf das Wohl des Vierbeiners zu nehmen.
Es ist jedoch wichtig, sich vor Augen zu führen, dass es den einen Therapiebegleit-hund nicht gibt und dementsprechend auch keine Rasse vorhanden ist, welche sich uneingeschränkt für diese Arbeit einsetzen lässt. Es hängt vor allem auch vom Kontext ab, indem mit dem Tier gearbeitet wird (vgl. Wohlfarth & Mutschler, 2016, S.114).
Im Folgenden beschäftigt sich die Autorin jedoch mit Expertenmeinungen und Empfehlungen, die sich mit den Basisvoraussetzungen des Hundes auseinan-dersetzen, um den Idealfall zu beschreiben.
Betrachtet man verschiedenste Fachliteratur zu diesem Thema, lassen sich einige Gemeinsamkeiten finden, die das Wesen eines Therapiebegleithundes ähnlich be-schreiben. Als wichtigste Grundvoraussetzung wird dabei ein einwandfreier Gesundheitszustand genannt. Dies bedeutet, dass das Tier zweifellos frei von akuten und ansteckenden Krankheiten sein muss. Besonders sogenannte zoonotische Infektionskrankheiten, die auf den Menschen übertragen werden können, müssen ausgeschlossen werden. Dies soll jedoch keine Hunde mit Handicap ausschließen, die z.B. durch einen Unfall eine Extremität verloren haben. Solange sie die anderen Anforderungen für eine TGI erfüllen, können sie durchaus ebenso gute "Co-Therapeuten" sein. Was das Alter angeht, in dem der Vierbeiner mit seiner Therapiebegleithundeausbildung beginnt, sind sich Experten nicht immer einig. Einige Anbieter haben für sich ein Mindestalter von etwa zwei Jahren festgelegt, damit der Hund zunächst körperlich und geistig ausgereift ist, bevor er mit der tiergestützten Arbeit anfängt. Andere wiederrum fangen bereits mit sechs Monaten an, das Tier auf seine Einsätze vorzubereiten, damit er sich früh daran gewöhnt. Beide Seiten mögen ihre Vor- und Nachteile haben. Wichtig ist jedoch, dass das Tier zwar früh mit entsprechenden Umwelteinflüssen vertraut gemacht wird, aber dabei auf keinen Fall überfordert werden sollte, indem er bereits im Welpen- und Junghundealter kontinuierlich tiergestützt arbeiten muss.
Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt ist die Sozialisierung zum Menschen. Ein aktiv ausgeprägtes Aggressionsverhalten dem Klienten gegenüber ist sicherlich wenig förderlich für eine Therapieeinheit. Der Vierbeiner sollte sich in stressigen Situationen lieber für den Weg des Rückzuges entscheiden und die Überforderung signalisieren, anstatt den Angriff nach vorne zu wählen und die vermeintliche Gefahr verbeißen zu wollen. Ebenso verhält es sich mit einem offenkundigen Angstverhalten. Stellt der Besitzer fest, dass die Situationen für kontinuierlichen Stress bei seinem Vierbeiner sorgen, weil die Umwelteindrücke ihn ängstigen, ist es fraglich, ob der Einsatz in der TGI für ihn tierethisch vertretbar ist.
Vielmehr werden dem Therapiebegleithund Wesenszüge, wie ein ausgeglichenes Gemüt, Offenheit im Umgang mit verschiedensten Menschen, Interesse an seiner Umwelt, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit und eine ganz allgemeine Freude an dieser Arbeit zugeschrieben. Der Hund sollte den Kontakt zu Menschen genießen und ihn nicht über sich ergehen lassen müssen. Hier heißt es als Halter seinen Vierbeiner genau zu kennen,